CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)
Sun Caged - Sun Caged
(59:02, Lion Music, 2003)
Schubladen sind ja je nach Ansichtssache völlig überflüssig und irrsinnig, dienen aber immerhin dem Zweck ein Album grob einordnen zu können. So steht bei Sun Caged, der von ex-Lemur Voice Gitarrist Marcel Coenen und ex-Within Temptation Schlagzeuger Dennis Leeflang bereits 1999 gegründeten Band, das Motto Prog Metal drüber, aber dennoch steckt bei den Holländern wesentlich mehr dahinter, als nur Breaks und Härte. Liegt es daran, dass sich der Fünfer, so wie noch früher üblich, mit seinen Songs erst einmal Zeit ließ? Es wurden sogar, völlig anachronistisch anmutend, drei Demos veröffentlicht, um dann mit der richtigen Reife, aber dennoch auch Frische, das beste dieser Demos auf das erste Album zu packen. Oder ist es einfach das tighte Zusammenspiel der Holländer, ausgiebig eingeübt bei diversen Supportshows von u.a. Queensr˜che und Vanden Plas? Wahrscheinlich beides. Hinzu kommt, dass es sich um allesamt sehr gute Musiker handelt, vor allem an Gitarre und Tasten, aber auch der wandlungsfähige Frontmann Andre Vuurboom (ex-Jera, Imperium) sticht heraus. Keyboarder Joost van den Broek tourte übrigens letztes Jahr bereits recht erfolgreich bei Arjen Lucassen's Star One Projekt mit. Okay, auch bei Sun Caged gibt's über weite Strecke das volle Heavybrett, Breaks und Rhythmuswechsel kennt man bereits zur Genüge von anderen, stilistisch ähnlich angelegten Formationen. Doch irgendwie gelingt es dem Quintett mit unbändiger Power, überraschenden Wendungen und moderneren Sounds zu überzeugen. Da werden zwar einerseits gierig und bretthart die Riffs losgehämmert und vertrackte Wendungen hinausgeschleudert, hymnische Melodien und genügend zurückgeschraubte Melodik schaffen andererseits immer wieder einen Ausgleich. Das Zusammenspiel aus Härte und Atmosphäre, aus wuchtiger Technik und verspielter Zurückhaltung baut elegant zündende Themen auf. Nicht jede Idee stößt sofort auf vollständige Zuneigung, doch bereits beim ersten Hördurchgang bleiben vor allem einige gut durchdachte Hooks und beeindruckende Instrumentalparts hängen. Erst die vermehrte Beschallung, schafft dann die volle Dynamik dieses Albums im eigenen Kopf aufzubereiten. Sun Caged ist mit ihrem Debüt mehr als nur ein hoffnungsvoller Start gelungen, von dieser Band sollte und wird man hoffentlich zukünftig noch mehr hören. Endlich wieder mal eine Combo, die dem vor sich hinstotternden Prog Metal Zug wieder Fahrt und neuen Schwung verleiht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003