CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)

Ian Anderson - Rupi's dance
(55:52, Roadrunner Records, 2003)

Als kleinen Zwischenhappen bis zum nächsten Jethro Tull Album, legt Flötenmeister Ian Anderson sein aktuelles Soloalbum "Rupi's dance" vor, welches stilistisch die Richtung des Vorgängers "The secret language of birds" konsequent fortsetzt. Das Albumcover zeigt ihn in typischer Pose, wie man ihn seit mehr als 30 Jahren über die Bühne hüpfen sieht. Ganz so verhält es sich mit dem Material auf "Rupi's dance". Wenige Sekunden reichen und man weiß, was man bekommt: altbekannt, vertraut und nicht unbedingt neu oder innovativ, aber immer noch ordentlich bis gut. Im Vergleich zu seiner Stammcombo orientiert sich das Solomaterial des umtriebigen Farmbesitzers mehr in die folkige, welt-musikalische Richtung, hätte aber ebenso, nur eben nicht in dieser massiven Ansammlung, Platz auf einem Jethro Tull Album gefunden. Warum dann dieses Soloalbum? Zum einen musiziert Anderson mit anderen Musikern (u.a. Leslie Mandoki, bei dessen Projekten Anderson ebenfalls mehrfach mitwirkte), zum anderen lebt der sympathische Schotte viel mehr seine akustische Seite aus, nachdem die letzten Tull-Alben doch mehr zurück zum Rock gingen. "Rupi's dance" ist somit ein musikalischer Ausgleich mit wechselnder Mannschaft. Wer die akustische Seite von Jethro Tull mag, der liegt bei diesem, insgesamt soliden Album keineswegs falsch. Geschäftig, wie Anderson nun mal ist, gibt es zudem mit dem Bonustrack "Birthday card at christmas" einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Tull-Album "The Jethro Tull Christmas Album", dem etwas anderen Weihnachtsalbum, dessen Besprechung weiter hinten im Heft noch folgt.

Kristian Selm



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