CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)

Pacifico - La bella época
(34:51, Viajero Inmovil, 1972)

Wo heute der digitale Tonträger bis ins letzte Fitzelchen ausgebrannt sein muss, besann man sich in Vinylzeiten auf konzentrierte Spielzeiten. Das gilt ebenfalls für dieses Album von Pacifico: knapp 35 Minuten und Schluss. So war das eben in den 70ern. Hinter Pacifico verbirgt sich ein Trio, welches in der aufkeimenden Folk Rock Szene, Anfang der 70er, in Argentinien gegründet wurde. "La bella época" blieb ihr einziges Album, denn schon kurz nach den Aufnahmen ging man getrennte Wege. Erwähnenswert noch nebenbei, dass bei den Aufnahmen als Gastmusiker einige Bandmitglieder der argentinischen Prog Rock Formation Aquelarre zugegen waren. Deswegen kommt es nicht von ungefähr, dass es sich bei diesem jetzt in digitaler Form wiederveröffentlichten Album, keineswegs um reinen Folk Rock handelt, sondern die ganze Chose einen kleinen, unüberhörbaren Schuss Progressivität, sowie jazziges Latinfeeling eingehaucht bekommt. Da man jedoch vorwiegend mit zwei Gitarren und gelegentlichem Rhythmus- und Flötenbegleitung agiert, mit teils dreistimmigen Gesang einige schöne Harmonien beisteuert, ist die Grundausrichtung jedoch eher spartanisch folkig gehalten. Unverkennbar schwingt deutlich hörbares, typisches 70's Feeling mit. Über den insgesamt sieben Titel liegt wie ein schwerer Schleier der Vergangenheit, eine schwermütige Grundstimmung. Scheinbar zu traurig und mit fehlendem Schwung, leicht verschlafen, wie man es eigentlich nicht von einem Album aus südlichen Gefilden erwartet hätte. So ist "La bella epoca" mehr etwas für einen äußerst besinnlichen, mehr introvertierten Nostalgietrip, da vieles auf das Wesentliche zurückgefahren wurde. Kein Meilenstein, mehr ein Mosaiksteinchen der südamerikanischen 70er Jahre Szene.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2003