CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)
Opossum - Bear's banquet
(47:39, Garden Of Delights, 1974)
Opossum war der 1971 begründete Vorläufer von Morpheus, deren CD bereits auf Garden Of Delights wiederveröffentlicht worden ist. Morpheus haben gerade in diesem Jahr, auch auf Garden Of Delights, ein neues Album veröffentlicht. Jetzt wurde es Zeit, die Aufnahmen aus der Vorzeit der Band auf CD zu verewigen. Opossum waren Peter Blömeke (dr, fl, synth), Karl-Heinz Cornelis (b), Heinrich Holtgreve (sax, cl), Robert Binnewies (key, harm), Gerold Adler (g) und Alfred Franke (dr). Ursprünglich hatte die Band keine LP herausgebracht, die Aufnahmen, 1974 fachmännisch im eigenen Proberaum aufgenommen, wurden über die Jahre von Gerold Adler gut aufbewahrt und nun für die CD überarbeitet. Der erste Song ist eine Komposition von Eddy Marshall, alle weiteren hat Gerold Adler selbst komponiert. Opossum spielten Jazzrock etwa wie Colosseum. Die Stücke sind improvisativ angelegt. Auf dem rocktypisch gespielten Swing-Rhythmus von "The sun and moon have come together" spielen sich nach dem einleitenden Motiv, das als Führungslinie durch den Song geistert, etliche Soli und Improvisationen ab. Vor allem Saxophon und Gitarre haben Raum, sich auszudrücken. Die Rhythmusabteilung, die hervorragende Arbeit leistet, soliert auch kurz. "Mittelstreifen", das folgende Stück, ist ein kerniger Rocker, der vital und kraftvoll aufgebaut ist. Die Soli sind jazzverseucht, doch auch klassische Einflüsse sind zu hören. Hier soliert auch das Keyboard, zudem ist die Unisono-Figur von Flöte und Saxophon sehr überzeugend. Die beiden Songs sind je über 10 Minuten lang und leiten das Album exellent ein. "Amina" setzt die Intention auf gleichem Niveau fort, der hohe Jazzanteil in der Improvisation reizt das Motiv schön heftig aus, die Komposition an sich, wie auch die der folgenden Songs, sind eher mittelmäßig. Opossum haben jedoch eher Wert auf ausgefeilte Improvisationen gelegt, und die sind ihnen stets gelungen. "Opossum novum" ist ein Easy Listening Track, nicht besonders, allein die schwache Gitarrenfigur ermüdet, zum Glück ist nach 4 Minuten alles vorbei. Der Titeltrack zum Schluss lässt sich 15 Minuten Zeit und gibt den einzelnen Instrumenten wieder genügend Raum zur Improvisation. Damit beginnt das Keyboard, von einem grandiosen Rhythmus transportiert. Gitarre, Saxophon und Schlagzeug schließen sich an und bauen das Thema schön weit verfremdet in fabelhaften Soli aus. Ein kraftvolles Stück, das die CD sehr gut beendet. Insgesamt ist "Bearïs banquet" ein tolles, frühes Jazzrock-Werk, das sich von dem kurzen Ausfall nicht unterkriegen lässt.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2003