CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)

Troy Donockley - The pursuit of illusion
(54:47, Lantern Music, 2003)

Multiinstrumentalist Troy Donockley ist vielen spätestens seit seinem Einstieg bei Iona ein Begriff. Er bedient dort meist Gitarren, Flöte und Dudelsack - auf seinem zweiten Soloalbum kommen noch Tasteninstrumente, Perkussionsinstrumente und Harmonium hinzu. Unterstützt wird er unter anderem von den ehemaligen und aktuellen Iona-Musikern Joanne Hogg (Gesang), Terl Bryant (Perkussion) und Nick Beggs (Stick Bass), sowie Duncan Rayson (Orgel), Chris Redgate (Oboe), William Schofield (Cello), Andy Duncan (Darbuka, Tibetan Drums), Neil Drinkwater (Piano) und Steeleye-Span-Geiger Peter Knight. Erwartet hatte ich ein locker-flockiges Folk-Rock-Album mit symphonischen Elementen, doch das vorliegende Album bietet etwas ganz anderes. Du meine Güte, ist das schwermütig!! Das Album hat einen schweren Klassik-Touch, da hier auch noch ein Streichquartett und ein Chor hinzukommen, was soweit ja auch eine feine Sache sein kann. Aber gerade dieser gehäuft eingesetzte Sirenen-Chor drückt auf Dauer doch etwas auf die Stimmung. Nix ist mit fröhlicher Beschwingtheit. Joanne Hoggs Gesang ist zwar perfekt wie immer, auch Donockley selbst kann als Sänger auf dem 20-minütigen Abschlusstitel "The colour of the door" absolut überzeugen - aber um dieses Werk als Ganzes genießen zu können, muss man schon in der passenden Stimmung hierzu sein. Der 5-minütige Opener "Conscious" mit schönem Oboen-Intro fällt schon durch den dominanten Choreinsatz und hohen Traurigkeits-Faktor auf, gelegentliche Einsätze Donockleys sowie die feine Oboe erinnern hier noch an gute Oldfield-Zeiten ("Ommadawn") oder an Anthony Phillips "The geese and the ghost", doch im Laufe des Albums setzt sich dieses Schwermütige mehr und mehr fest, Tempo ist hier eindeutig nicht Trumpf. Es gibt immer wieder mal tolle Momente, besonders im finalen Longtrack - aber insgesamt ist es eindeutig nicht das, was ich erwartet hatte.

Jürgen Meurer



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