CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)
Devil Music - Mastful
(35:28, Red Fez Records, 2003)
Ein seltsames Album. Jeder Ton macht neugierig auf das, was danach wohl kommen mag. Brendon Wood (g, synth, vox), Jonah Rapino (e-vi, synth) und Tim Nylander (dr) spielen eine abgedrehte Variante des avantgardistischen Psychedelic Rock. Eher die verschärfte Form dessen, was japanische Künstler daraus machen würden, als die Normalform, wie sie in Europa so beliebt und alltäglich ist. Gleich das erste Stück "Ambush from all sides", das in japanischen Lettern geschrieben worden ist (und englisch untertitelt wurde) ist ein Noise-Song, der auf japanischen Folklore-Singsang, monotonen Rhythmus und disharmonische Struktur setzt. Gewöhnungsbedürftig, aber faszinierend. Überhaupt sind Monotonie und deren Steigerung Minimalismus alles bestimmend, im Presseflyer steht unter Einflüssen dann auch Terry Riley, was weit hergeholt ist. Ambiente Songs bauschen sich zu Lärmorgien auf und zerfallen zu stillem Staub, drastische Harmonien bersten in epischer Dramatik - von dem ganzen geht ein merkwürdiger Zauber aus, der auf die erfrischenden, unverbrauchten und expressiven Sphären neugierig macht. Leider geht das im letzten Song verloren. Der Psychedelic Dance Track beweist in seiner Wandlungsfähigkeit seine Nähe zur Rockmusik, monoton stampfend und harte Rhythmen transportierend geschieht dort in den ersten 5 Minuten viel Elektro-Geflatter, das sich anschließend und fast unmerklich in richtige Rockmusik wandelt und zum Schluss seltsam hart rockt. Ob dieser Wandel die Nähe von Rock und Techno zeigen soll, geht mir nicht auf. Viel eher ist dieses Stück gefährlich, entlarvt es doch billige Rockmusik als Variante des monotonen Techno und macht alles gleich. Ein interessanter Ansatz, sehr philosophisch, aber musikalisch nicht überzeugend. Psychedelic Freaks, die schräge Sachen mögen, werden an "Mastful" ihre Freude haben.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2003