CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)

Chawata - Portuguese shower
(63:00, Babylon Bypass, 2003)

Sie titulieren sich selbstironsich als Brutal Jazz Orchestra, sind aber nicht immer so brutal, wie sie sich auf den ersten Blick geben und mit dem Jazz nehmen sie's ebenfalls nicht immer so ganz genau. Gerne geht's mal hin zu allen Schattierung die die moderne Rockmusik so zu bieten hat, was hin und wieder bis zu überdrehten Metal / Jazz Rock Gerühre reicht. Selbst Reggae, Dub, Ska bis hin zu Punk und vor allem sehr viel Zappaeskes bzw. Schräges, sogar leichte Zeuhl Fetzen findet man bei den munteren Franzosen wieder. Klingt verrückt? Ist es auch, macht aber jede Menge Spaß. Bestimmendes Element sind treibende, peitschende Rhythmen, die wuchtige, groovige Jazzrock Suppe mit diversen schmackhaften Zutaten kocht ohne Unterlass auf höchster Stufe. Auch wenn dem Zuhörer einiges zugemutet wird, gelingt es Chawata, als Gegengewicht losgelöst von zu viel Kopflastig- und Ernsthaftigkeit, durchaus eine gewisse Lockerheit und augenzwinkernde Ironie zu verbreiten. So ist "Wanabonne" eine perfekt überdrehte Ad Absurdum Avantgarde Metalnummer mit Herumgeschreie, heftigen Gitarrenakkorden und zirkusähnlichem Schlussteil. Auf der anderen Seite der vielen Seiten von Chawata, die auf dem instrumentalen Sektor wirklich fast keinerlei Wünsche offen lassen, zwischen Modernem und Althergebrachten wechseln, steht z.B. der über 13-minütige Titelsong, der mehrfach in fulminanten Instrumentalschlachten gipfelt. Mal exstatische Gitarrenorgien, mal ausgiebige Saxophoneskapaden - Chawata bewegen sich geschickt im Dreieck zwischen Anspruch, Können und Ausgelassenheit. Nicht verwunderlich, dass die gelegentlichen "Gesangseinlagen" in magmaeskes Schreien oder überdrehtem Klamauk münden. Nicht von ungefähr sollten Chawata dieses Jahr beim Freakshow Festival in Würzburg spielen - einige verstörte bzw. irritierte Zuhörer, aber sicherlich auch neue Fans wären ihnen Gewiss gewesen. Wer offene Ohren hat, mal gerne über den Tellerrand blickt, kommt an diesem Musikerlebnis schwerlich vorbei. Bei Interesse bitte an Charly Heidenreich wenden, email: FreakCha@aol.com.

Kristian Selm



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