CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)
Birdsongs Of The Mesozoic - The iridium controversy
(60:57, Cuneiform, 2003)
Schon lustig, wie man als Proggie so gepolt ist. Kaum sieht man ein Cover von Roger Dean, schon schwirrt einem der Name Yes im Kopf herum. Um Verwirrungen zu vermeiden: mit deren Musik hat dieses amerikanische Quartett wirklich rein gar nichts zu tun. Dean und Birdsongs Of The Mesozoic freundeten sich im Rahmen des Nearfests 2001 an - Dean gestaltete das Logo des Festivals, die Band aus Boston trat auf selbigem auf. So liefert Dean nun das Cover für deren aktuelle CD, quasi im Gegenzug spielten Birdsongs Of The Mesozoic auf Deans Austellung in der NYC's Grant Gallery in diesem Frühjahr. Die seit mehr als 20 Jahre aktive Band, bekam dereinst von der New York Times den Titel der "World's hardest rocking chamber quartet" verliehen. Und so rocken sich die vier auch auf "The irdium controversy" kammermusikalisch durch ihre 12 Stücke. Flöte und Saxophon stellen sich der doppelten, hämmernden Tastenübermacht, soundscapeartige Atmosphäre trifft auf vorwärtsstrebende Rhythmik. Dennoch: trotz aller inhaltlicher Sprunghaftigkeit, geht es relativ "gesittet" zu, nur selten wird die Grenze zu Avantgarde berührt, die Lieder haben Struktur und inhaltliche Präsenz, wirken keineswegs als willkürliches Patchwork. Moderne, zeitgenössische Klassik meets Rock? Kammermusik mit elektronischen Unterstützung? Egal, in welche sowieso nicht passende Schublade Birdsongs Of The Mesozoic mit ihrer reinen Instrumentalmusik stecken will, mit "The iridium controversy" setzen sie sich ihren ganz eigenen Standard. Und der ist recht hoch.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003