CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)

Audiac - Thank you for not discussing the outside world
(45:15, Klangbad, 2003)

So trifft man sich manchmal im Leben wieder. Mitte der 90er, veranstalteten die Herausgeber dieser Gazette zusammen mit den damaligen Kollegen der IG Prog - ein eingetragener Verein, der sich damals um die Förderung von Prog Konzerten im Stuttgarter Raum kümmerte und z.B. das erste Flower Kings Konzert außerhalb Schwedens veranstaltete (so, genug den Wichtigen herausgehängt ;-) - ein Festival mit drei deutschen Bands. Von Tin Drum hat man seit dem nichts mehr gehört, aus dem Headliner Violet District ging später RPWL hervor und dazwischen spielten Perotic Theatre. Sie boten eine Mischung aus hammondgeschwängertem Art Rock, Rock Theater und Lyrik. Genau drei Mitglieder dieser Band - Keyboarder Niklas David, Sänger / Bassist Alex Wiemer und Schlagzeuger Rudi Leichtle - bilden das Grundgerüst von Audiac. Verstärkt werden die drei von Brandow, der sich um Programming kümmert. "Thank you for not discussing the outside world" setzt, nach vierjähriger Arbeit an diesem Werk, mit moderneren Mitteln das fort, was sich bereits bei der Vorgängerband andeutete. Schwer melancholisch und introvertiert, sind die 10 Songs (darunter eine eigenwillige "Hey Joe" Interpretation) eine Reise durchs eigene Ich. Das Schlagzeug wird nur spärlich eingesetzt, die trägen Rhythmen stützen mehr die Songs, als dass sie sie vorantreiben. Trotz aller Schwermütigkeit, unterschwelligen Experimentierfreudigkeit wirkt die Musik gleichzeitig sehr intim, geradezu vertraut. Neben Einspielungen, Streicher-Arrangements, sowie Loops, die die zeitgemäße Ausrichtung stützen, stehen auf der anderen Seite subtiles, dennoch deutlich vernehmbares Hammondspiel, hinzu kommt eine fast schon lässige Bar Jazz Atmosphäre. Als ungefähre, nicht bindende Orientierung seien hier Bands wie Portishead oder Radiohead in der "Kid A" Phase erwähnt, Audiac bewahren dennoch ihre eigene Identität. Die gesamte Album wirkt wie Traum, eine vor sich hin schleichende Fahrt durch die eigene Gefühlswelt. Vielschichtig, aber effektiv arrangiert, ohne dass man etwas vermisst oder die Ideen zu überladen wirken. Wie sagt es so schön die Plattenfirma: Seelenfutter für Melancholiker.

Kristian Selm



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