CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Opeth - Damnation
(43:21, Music For Nations, 2003)

Wer mit dem Namen Opeth nur Death Metal verbindet und sich mit Grauen abwendet, der wurde bereits auf den letzten beiden Alben eines Besseren belehrt, denn die Schweden bewegten sich immer mehr auf die ruhige Rock / Prog-Schiene der 70er zu, abgesehen von ein paar Grunzern und heftigeren Bolzpassagen. Auf "Damnation" ist nun von den ursprünglichen Wurzeln rein gar nichts mehr übrig, dafür handelt es sich um ein wunderbar atmosphärische, melancholisches Album, welches definitiv in Progkreisen seine Anhänger finden wird. Kein Gegrunze, kein metallisches Gebolze mehr, nur noch wunderbare Stimmungen, völlig 'normaler' Gesang, viele akustische Passagen und Produzent Steven Wilson (Porcupine Tree) drückt dazu noch ins Mellotron, Fender Rhodes und Piano. Wilson, der bereits das letzte Album produzierte, verleiht "Damnation" einen unterschwelligen Porcupine Tree Einfluss, wobei Opeth selbstverständlich ihre Eigenständigkeit bewahren. Die 8 Songs bewegen sich hauptsächlich in ruhigen, zurückgenommenen Gefilden, ohne dass das Album dadurch seine innere Spannung verliert. Immer wieder brechen kurze Soli aus dem Korsett der Zurückhaltung aus, wobei es sich aber meist mehr um psychedelische Klangorgien oder schmachtende Saitenweinereien, denn bretthartes Gefrickel handelt. Atmosphäre steht hier eindeutig im Vordergrund, wodurch hochwertige Rockmusik entsteht, die einigen vielleicht zu ruhig, zu melancholisch, auf Dauer zu ähnlich geraten ist, in ihrer Traurigkeit dennoch Hoffnung macht.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2003