CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Manning - The ragged curtain
(68:06, Cyclops, 2002)

Von Album zu Album hat sich Guy Manning kontinuierlich gesteigert und der Aufwärtstrend geht mit "The ragged curtain" weiter. Da er inzwischen unter dem Prokjektnamen Manning eine komplette Band versammelt hat, fällt das Manko der synthetischen Sounds seiner ersten Werke schon mal weg. Ebenso haben sich seine Songschreiberqualitäten gesteigert. "The ragged curtain" und vor allem das zentrale, knapp 34-minütige "The marriage of heaven & hell", klingen typisch britisch, hier und da etwas Jethro Tull oder eine kleine Prise Pink Floyd, wobei sich zudem jede Menge gut abgehangene Rockparts wiederfinden. Mittlerweile hat der Multiinstrumentalist und Sänger einen ganz eigenen Stil entwickelt, der eben typisch nach Manning klingt. Auch wenn Raum für einige ausschweifende Instrumentalparts bleibt, z.B. griffige Gitarrensoli von Gareth Harwood, gelegentliche Einsätze von Saxophonistin Laura Fowles oder Orgelsoli von Andy Tillison-Diskdrive, dem Bandleader von Parallel Or 90 Degrees, bei denen Manning bisweilen mit musizierte, so liegt das Hauptaugenmerk bei Guy Manning auf einem soliden, hochmelodischen Rockfundament. Dieses fußt mehr in der Singer / Songwriter Tradition, wird jedoch durch sinfonische Prog und Rockzitate (selbst etwas Reggae findet seinen Platz) bestens angereichert. "The ragged curtain" kommt locker und relaxt daher, ist größtenteils zwar etwas mehr Rock als Prog, aber vor allem die ausgezeichneten Soloparts machen dieses Album zu einer recht kurzweiligen Angelegenheit.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2003