CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)

Ray Wilson - Change
(41:14, InsideOut, 2003)

Beim Herumzappen durch die Musikkanäle tauchte zu später Stunde auf einmal ein bekanntes Gesicht auf. Doch irgendwie passte die Musik nicht dazu, kamen Zweifel über die wirkliche Identität des Sängers auf. War dies wirklich der ehemalige Genesis / Stiltskin / Cut Sänger Ray Wilson? Treibende Dance Rhythmen, ein ruhiger Zwischenteil mit kreischender Gitarre, bevor wieder das Tempo forciert wurde. Banges Warten auf die Einblendung des Interpreten: und siehe da es handelte sich wirklich um Ray Wilson, genau genommen um Armin Van Buuren featuring Ray Wilson, der mit "Yet another day" im Februar den ersten Platz der holländischen Dance Charts belegte, aber auch bereits die englischen und deutschen Charts aufmischte. So schien mir "Change" der Titel des neuen Ray Wilson Albums, ohne einen Ton davon gehört zu haben, recht programmatisch gewählt. Doch wie passt dies mit einem Label wie InsideOut zusammen? Grosse Beruhigung gleich zu Beginn. "Change" ist ein wunderbares Pop / Rock Album voller toller Melodien und "Another day", die Originalversion des Remixes von "Yet another day", wie auch das komplette Album, enthält keinerlei Verweise auf stampfende Dance Rhythmen oder technischen Schnickschnack. Alles also wieder im Lot?! Eigentlich ja, denn "Change" lebt vor allem von der angenehmen Stimme des schottischen Sängers, untermalt von einer angenehmen Mischung aus folkigen Momententen und im Bandgefüge gespielten soliden, wirklich gut gemachten Pop / Rock Ideen in bester Singer / Songwriter Tradition. Mit Prog hat dieses Album rein gar nichts zu tun, was zum Teil echt schade ist, wenn man nur daran denkt, was z.B. Ray Wilson stimmlich bei Genesis aus den alten Gabriel Nummern machte. Nichtsdestotrotz ist "Change" eine richtig gute Rock / Pop Scheibe mit jeder Menge Ohrwurmmelodien, die nie platt oder ausgelutscht wirken. Von dieser Qualität würde man sich in der heutigen Radio- und Medienlandschaft, abseits aller gehypten "Superstar" Euphorie und gecasteten Plastikpopbands, viel mehr wünschen.

Kristian Selm



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