CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)

Ian Eccles-Smith - Apsilene
(62:42, Privatpressung, 2003)

Der in London lebende Ian Eccles-Smith arbeitet hauptberuflich als Komponist, seine klassische Ausbildung steht dabei im steten Konflikt mit seinem eigenartigen, nicht festlegbaren Stil und einem mehr dunklem, meditativen Ansatz. Auf seiner Website (www.iansmith. com, natürlich auch direkt über die bescheidene Linksammlung unserer Homepage erreichbar) steht ein Großteil seiner Musik als kostenloser(!) Download für den privaten Gebrauch bereit. Aber Achtung, es handelt sich nicht um Songfragmente, sondern um komplette Lieder, die bei Liedlängen im zweistelligen Minutenbereich, eine entsprechende Datenverbindung benötigen! Sein neuestes, rein instrumentales Werk "Apsilene" tituliert der Künstler mit den Worten "Think Prog". Doch entstand aus der Zusammenarbeit mit Paul Schütze auf diesem Album nicht einfach ein Rückgriff in die Vergangenheit, vielmehr ist "Apsilene" eine Verbindung von verschiedenen Stilelementen aus verschiedenen Epochen. So verschwimmen Retrosounds aus den 70ern und 80ern mit moderner Elektronik und Ambientelementen. Da wummert mal richtig fett der Bass, verzerrt heulen die elektronischen Instrumente in King Crimson Anlehnung oder die Orgel ruft nach Keith Emerson, doch gibt es daneben genügend Passagen, die in meditativer Ruhe, nur von feiner Akustikbegleitung getragen, eine sorgsam gestaltete Atmosphäre erzeugen. Vor allem durch die homogene Vermischung von Jazz Rock und Progressive Rock mit elektronischen Elementen, angereichert durch Soundtrackartiges, wie auch klassischen Einflüssen, entstehen in den sieben Songs vielschichtige Klanggebilde, die jeden Hördurchgang aufs neue zu einer interessanten Entdeckungsreise reifen lassen. Als einziger Kritikpunkt dieses Werkes bleibt anzumerken, dass mancher Ideen eine deutlichere Fokussierung gut gestanden hätte. So werden manche Einfälle einfach zu lang ausgedehnt, wirken zu zäh, zu langgezogen, ohne dass sie auf ein wirkliches, erkennbares Ziel zusteuern. Doch überwiegen eindeutig die interessanten Aspekte, so dass jeder, der sich durch diese Kritik angesprochen fühlt, nicht zögern sollte auf der Website von Ian Eccles-Smith vorbeizuschauen, um dieses ambitionierte Album kostenlos herunterzuladen. Eine ansprechende Neu-Entdeckung.

Kristian Selm



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