CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)

Set Fire To Flames - Telegraphs in negative / Mouths trapped in static
(44:01 + 44:19, Fat Cat Records, 2003)

Montreal scheint ein fruchtbarer Boden für mehrköpfige Klein-Orchester zu sein. Nach Godspeed You! Black Emperor und den ganzen Sideprojekten dieses Musikerkollektivs, legt das 13-köpfige, ebenfalls aus Montreal stammende, Ensemble Set Fire To Flames sein zweites Werk, gleich als Doppelalbum vor. Vieles ist ähnlich wie bei den Kollegen aus dem französisch-sprachigen Teil Kanadas. Stimmungen werden durch repetitive Endloswiederholungen aufgebaut, elektrifizierte und klassische Streichinstrumente setzen sorgsame Akkordfolgen, es wird sehr viel mit Experimentalklängen gearbeitet. Jedoch verfolgen Set Fire To Flames nicht ganz so konsequent, das spannende Ab- und Anschwellen von Soundwällen, bei dem man immer noch Melodien und erkennbare Strukturen finden kann. Sie haben sich vielmehr für einen fast komplett avantgardistischeren Ansatz entschieden, bei dem auch die Geräusche aus der jeweiligen Umgebung in die Musik einfließen. A propos Musik. Diese, sofern sie fragmentiert überhaupt vorhanden ist, kann nur noch sehr unterschwellig vernommen werden, ansonsten beherrschen mehr Experimente das Geschehen. Sehr verwegen auch der Ansatz der Musiker, sich völlig selbstgewählter Isolation auszusetzen, unter Schlafmangel, mit Hilfe den Körper vergifteten Substanzen und in physischer Haft, improvisierte Klänge aufzunehmen. Nicht verwunderlich, dass das Endresultat dementsprechend verstörend ausgefallen ist. Wirklich nur etwas für absolute Hardcore Experimentalfans.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2003