CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)

Satellite - A street between sunrise ans sunset
(72:03, Metal Mind, 2003)

Eigentlich bin ich nicht unbedingt, bis auf ein paar Ausnahmen, ein so großer Neo Prog-Fan. Dennoch war ich gerade auf diese Scheibe mächtig neugierig und habe sie mir sofort nach Erscheinen zugelegt. Schon seit längerer Zeit geisterten immer mal wieder Gerüchte umher, dass ein oder mehrere Musiker von Collage nach deren Auflösung ein Album unter einem anderen Namen veröffentlichen würden. Gesagt getan! 5 Jahre nach dem letzten Album "Safe" liegt nun das Debütalbum der Gruppe Satellite vor. Kopf dieser Band ist der Drummer Woijtek Szadkowski, der sich für fast alle Kompositionen verantwortlich zeigt und auch schon bei Collage neben Mirek Gil zu den treibenden Kräften zählte. Schaut man in die Credits, dann fragt man sich allerdings wirklich, warum man nicht unter Collage weitergemacht hat, zumal der Name in der Szene ja wirklich für toll gemachten symphonischen Neo Prog stand, der sich absolut positiv von Arena, Pendragon und Konsorten abheben konnte!? Wenn man sich durch die Homepage arbeitet, dann wird aber deutlich, dass die einzelnen Collage-Musiker bis auf den Bassisten erst nach und nach wieder dazugestoßen sind. Ferner sind auf dem Album noch andere Musiker an Gitarre, Keyboard etc. zu hören, so dass das alles ein wenig mehr nach einem Projekt wie nach einem festem Line-Up riecht. Nun aber mal zur Musik. Schon direkt der erste Song zeigt, dass sich eigentlich nicht viel geändert hat, symphonische Arrangements, bombastische Gitarrensoli, gute Schlagzeugarbeit und unauffälliger aber absolut angenehmer englischer Gesang. Eine typische Collage-Komposition eben, mit ein klein wenig Eloy-Einfluss. "Now" ist vom gleichen Kaliber, erinnert mich stellenweise an Genesis ("Wind and wuthering" bzw. "Fading senses"). Im Titelstück hilft übrigens Maciek Meller, Gitarrist von Quidam, ein wenig aus. Hier gibt es im instrumentalen Bereich eine David Gilmour meets Andy Latimer meets Carlos Santana Latino-Passage. Von der Qualität her tun sich die 4 Longtracks nicht viel und ich möchte von diesen Songs auch keinen besonders hervorheben. Sie sind das Herz der CD und empfehlen sich alle als Anspieltipp. Die kürzeren Stücke fallen dagegen ein wenig ab. Das klingt dann doch teilweise etwas sehr seicht und kitschig wie z.B. "Midnight snow". An das Hammeralbum "Moonshine" kommt diese CD jedoch leider nicht heran. Teilweise werden die guten Ideen ein wenig zu sehr in die Länge gezogen. Auch die Gitarrensoli von Mirek Gil klingen manchmal kompositorisch irgendwie etwas unausgereift und zu durchschaubar, obwohl durchaus schöne Melodien herausgekommen sind. Hier wäre aber noch mehr drin gewesen. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass er diesmal nicht so viel Einfluss darauf hatte. Das Cover wurde übrigens von Mark Wilkinson entworfen und bedient das ein oder andere Prog-Klischee (Fantasy, Einhorn). Mir haben "Safe" und "Moonshine" von der Gestaltung her besser gefallen. Aber wo ist diese CD jetzt anzusiedeln? Als Gesamtwerk betrachtet gefällt sie mir besser als die "Safe", an "Moonshine" kommt sie jedoch nicht heran. Trotzdem möchte ich jedem Collage Fan und allen Anhängern melodisch-symphonisch progressiver musik diese CD ans Herz legen. Für die nächste Scheibe, die übrigens bereits im Booklet angekündigt ist, ist sicherlich noch eine Steigerung drin. Von mir gibt es knappe 12 Punkte.

Jürgen Durau



© Progressive Newsletter 2003