CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)
Mindgames - International daylight
(66:14, Privatpressung, 2002)
Beim Stöbern durch diverse Prog Magazine stößt man hin und wieder auf durchaus ansprechende Kritiken, über für einen selbst noch gänzlich unbekannte Bands. So geschehen im holländischen Background Magazine, in dessen letzter Ausgabe sich die Kritik zu Mindgames "International daylight", dem Debüt dieser neuen belgischen Band befand. Jedoch macht sich beim ersten Anhören der CD leider erst einmal eine gewisse Ernüchterung breit. Verglich so z.B. der holländische Kollege den Opener "Mental argue" zum Teil mit Spock's Beard, so ist nach eigener subjektiver Einschätzung bis auf die Verwendung von einem Cello keinerlei weiterer Vergleichsmoment zu finden. Vielmehr handelt es sich um annehmbaren, mit einigen Wendungen versehenen Neo Prog der besseren Sorte. Ein weiterer Kritiker schmiss gleich im Rundumschlag in seiner Kritik mit den Namen Yes, Gentle Giant, Pink Floyd, IQ, Pendragon und Starcastle um sich. Irgendwie scheint sich in meinem CD Player eine andere Band zu befinden. Liegt es vielleicht nur daran, dass die eigenen Ansprüche inzwischen zu hoch sind oder hängt der erste Eindruck bei Mindgames, eventuell auch mit der zu dünn wirkenden Produktion zusammen? Doch genug der kritischen Worte, denn beim genauen Hinhören findet man manch liebevolles Detail, welches die fünfköpfige Band in ihre Songs gesteckt hat. Diese findet man z.B. beim zweiten Track, dem über 11-minütigen "Factory of illusions" oder auch im 12:38 Minuten langen Longsong "An approach to mankind", beim tieferen Graben unter der musikalischen Oberfläche. Vor allem interessante Instrumentalparts (u.a. mit Flöte), solistische Wechsel zwischen Keyboards und Gitarre, sowie stilistische Wendungen zeigen, was in dieser Band steckt. Zwar passt noch nicht unbedingt jeder Übergang und jedes Break, holpert es manchmal eher unfreiwillig, doch in der Ideenvielfalt steckt durchaus ansprechendes Potenzial und inhaltliche Tiefe. Am überzeugendsten klingen Mindgames besonders in den ruhigeren Akustikpassagen (schön der gezielte Einsatz vom Cello) oder den temporeichen Solopassagen, die instrumentalen Freiraum bieten (hier sticht vor allem der Schlusspart von "Selling the moon" heraus). Letztendlich wurde der erste, mehr negativ geprägte Eindruck doch noch ins positive gewandt So ist "International daylight" im Gesamteindruck ein ordentlich eingespieltes, solides erstes Statement, dem noch etwas die großen Augenblicke fehlen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003