CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)
Jack Yello - Thorns of anger
(78:09, Privatpressung, 2003)
Aus den 'Überresten' der drei Bands Darius, Avalanche und Jagiello entstand im Jahr 2000 die deutsch-holländische Progressive Rock Band Jack Yello. Von Dezember 2001 bis Februar 2003 nahm man in einem Düsseldorfer Studio das Material für das Konzeptalbum "Thorns of anger" auf, um Anfang April das Debüt, in Form einer proppevollen CD mit stilistisch neo-progressiver Ausrichtung, vorzulegen. Wie bereits bei seiner ehemaligen Band Darius, ist es vor allem dem stimmlich prägnanten, ausdrucksstarken Sänger Dirk Bovensiepen vorbehalten, Jack Yello ebenfalls einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Seine eigenwillige Stimmlage wird zwar nicht bei jedem auf sofortige Gegenliebe stoßen, sie hat aber zweifelsohne ihren Reiz, sorgt für einen unverwechselbaren Wiedererkennungseffekt. Die instrumentale Fraktion wird gegen die stimmliche Übermacht leicht in den Hintergrund gedrückt, liefert aber bei genauem Hinhören und vor allem in den reinen Instrumentalparts eine meist schwungvolle, ansprechend variable Gesamtleistung ab. Im Gegensatz zu den aus Hamburg kommenden Sylvan, die sich mehr von ihren neo-progressiven Wurzeln lösen, moderne Sounds und andere Stilrichtungen gekonnt einfließen lassen, bevorzugen Jack Yello einen mehr konventionelleren (leicht böse formuliert: klischeebehafteten) Ansatz, der trotz härterer Parts und gelegentlicher Tempoverschärfung, deutlich auf allseits beliebte und bekannte Neo Prog Elemente setzt. Da fehlt es weder an hymnischen Gitarrenparts, elegischen, wie auch fingerfertigen Keyboardläufen, noch den bestens eingebauten Breaks und Bombast, wie natürlich als Ergänzung bei Gelegenheit der Heavy / moderate Prog Metal Hammer kreist. Mit "The unknown soldier" hat man sogar eine Art Bombastballade am Start. Im Gesamteindruck vermisst man lediglich wirkliche Überraschungsmomente, Jack Yello begeben sich nicht auf das Glatteis des Unerwarteten. Doch kann ihnen zweifelsohne zu Gute gehalten werden, dass die inhaltliche Qualität und das, was man von ihnen aufgrund ihrer Stilistik erwarten darf, bestens passt und ebenfalls stimmig transportiert wird. "Thorns of anger" findet mit ziemlicher Sicherheit sein breites Zielpublikum im Neo Prog Sektor. Dafür wird nicht nur die Unterstützung von einschlägigen Mailorder Vertrieben, sondern auch die berechtigt guten bis sehr guten Kritiken in den entsprechenden Magazinen sorgen. Parallel dazu sind Jack Yello auf dem Livesektor in Deutschland und den Beneluxstaaten aktiv. Für den September / Oktober sind bereits Gespräche über eine Tour zusammen Ray Wilson am Laufen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003