CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)

Steve Hackett - To watch the storms
(58:21, Camino Records, 2003)

Was ist hier los? Hab ich noch Anthony Phillips im Player? Jedoch nach 15 Sekunden kommt Gesang und es besteht kein Zweifel: Steve Hackett! Mit dem ruhigen und melodischen "Strutton ground" beginnt des Meisters neues Werk "To watch the storms". Bombastisch und mit Kirchenorgelintro folgt "Circus of becoming". Sehr eigenartige Kontraste bietet "Devil is an english man" und das erste Mal seit 1984 kommen weibliche Backgroundvocals (Jeanne Downes) zum Einsatz. Lupenreiner Jazz der ruhigen Sorte ist "Frozen statues" (Hallo Steve, lass das Lied von Jane Monheit singen, und Du enterst die Jazz-Charts!), gleichzeitig ein Vorspiel für "Mechanical bride", das bisher komplexeste Stück Musik aus Steves Feder, sehr nah dran an den wildesten Sachen von King Crimson. Der instrumentale Mittelteil ist atemberaubend, sehr energiegeladene Soli von Gitarre und Saxophon, unterlegt von bizarren Drums. Zum Ende verwendet Steve eine Phrase, die Kenner schon von Liveversionen von "Please don't touch" in Erinnerung haben. Nach diesem Kracher wird uns mit "Wind, sand and stars" eine Verschnaufpause gegönnt. Passt ganz gut zur "Midsummernight's dream". "Brand new" könnte fast zur Singleauskopplung taugen, hat allerdings sehr verblüffende Wendungen und Sprünge. Aus der Grundidee würde mancher einen belanglosen Mainstreamhit machen. "This world" ist ein Liebeslied zum Entspannen. "Rebecca" ist inspiriert vom gleichnamigen Buch Daphne du Mauriers, einige werden wahrscheinlich die Hitchcockverfilmung kennen. Ein sehr stimmungsvolles Stück. Hackett meets Peter Gabriels "Passion", so kann man "Silk road" auf den Punkt bringen. Eingeblendeter Applaus läutet "Come away" ein, mit seinen Mazurka-Anklängen fast zum Tanzen, aber das lasse ich dann doch lieber bleiben. "The moon under water" ist das Akustikgitarren-instrumental, das auf LPs wie "Defector" obligat war. Mit "Serpentine song" klingt die CD aus, und es kommt wieder der Vergleich mit King Crimson hoch, diesmal allerdings "I talk to the wind". Ich habe hier die normale Version besprochen, möchte aber gleich auf die Special Edition verweisen, mit vier zusätzlichen. Titeln: "Pollution B", "Fire island", "Marijuana, assassin of youth" (?) und "If you only knew", sowie einem extradicken Booklet mit vielen Illustrationen Kim Poors. Und nun freuen wir uns alle auf die Tour im November!!

Andreas Schütze



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