CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)

Electric Family - Ice cream Phoenix
(47:38, Hypertension, 2003)

Die Großfamilie "The Electric Family" hat wieder mal Zuwachs bekommen. Nicht nur liegt mit "Ice cream Phoenix" (benannt nach einem Titel von Jefferson Airplane) das dritte Album des musikalischen Familienverbandes vor, sondern werkelten, wie gewohnt, diverse Musiker aus allerlei Genres, z.B. ehemalige Mitglieder von Bands, wie z.B. Grobschnitt, Pankow, Die Ärzte oder Agitation Free mit. Wie bereits bei den Vorgängeralben sticht vor allem die sonore Brummelstimme von Tom "The Perc" Redeker als deutlichstes Merkmal, als typisches Markenzeichen heraus. Doch ist er dieses mal nicht allein auf gesanglichem Terrain tätig. So schrieb er den Opener "Solid structure" zusammen mit Ulla Meinecke, die gleich auch noch ein paar Zeilen mitsang. "Ice cream Phoenix", geprägt von schleppenden, trägen, aber unheimlich hypnotischen Rhythmen und traurigen Melodien, wirkt im Gesamteindruck schlüssiger und psychedelischer als die Vorgänger. "Schuld" daran ist nicht nur eine interessantes Neuinterpretation des Pink Floyd Klassikers "Careful with that axe, Eugene", sondern insgesamt vertraut die Musik mehr auf ausgedehnte Soloteile, nimmt sich Zeit zu stimmungsschaffenden Ausflügen. Die sonstigen Anleihen aus Blues, Southern Rock, Country auf der einen, sowie Psychedelic und Space Rock auf der anderen Seiten, verschmelzen zu einer kompakten, schwebenden Masse, die vor allem auf Atmosphäre und weniger auf Songstrukturen setzt. "Ice cream Phoenix" dokumentiert eine logische Weiterentwicklung, wobei die elektrische Familie mit diesem Album, welches mehr wie ein langer Trip wirkt, wirklich angekommen zu sein scheint. Für den Frühsommer ist eine ausgedehnte Tour in Planung.

Kristian Selm



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