CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Office Of Strategic Influence - Office Of Strategic Influence
(47:35, InsideOut, 2003)
Da ist es nun endlich, das erste Album der neuen "Supergroup" Office Of Strategic Influence, benannt nach einer unglückseligen Behörde, die vom Pentagon nach dem 11.September ins Leben gerufen wurde. Schon länger geisterten Informationen über dieses Projekt durchs Internet und gerade nach dem unfreiwilligen Ende von TransAtlantic, schien jetzt genau der richtige Zeitpunkt für die Verwirklichung dieses Projekts gekommen zu sein. Eigentlich ist die Stilbeschreibung Prog Metal schon fast eine Lüge, aber es ist eben nicht immer ganz einfach die passende Schublade zu finden. Na ja, das O.S.I. Trio Jim Matheos (Fates Warning), Mike Portnoy (Dream Theater) und Kevin Moore (Chroma Key, ex-Dream Theater) kommt eben genau aus diesem Genre und einige Teile ihres namenlosen Debüts sind eben ganz augenscheinlich und offensichtlich in jenem Stil verwurzelt, den diese drei zu einem Großteil mitbestimmt und geprägt haben. Doch nicht nur durch die Beteilung von Bassist Sean Malone und Porcupine Tree Mastermind Steven Wilson (Gesang beim Titel "shutDOWN") ist dies eben bei weitem doch kein gewöhnliches Prog Metal Album, denn von Atmosphäre und innerlicher Spannung steckt in der Musik erheblich mehr. Vor allem der inzwischen in Costa Rica lebende Kevin Moore, der einen Großteil der Songs auch seine nicht unbedingt variable und druckvolle, aber zu diesem Projekt morbide wirkende und damit passende Stimme leiht, übt mit seinem elektronischen Arsenal, welches man bereits von seinem Projekt Chroma Key kennt, einen sehr deutlichen Einfluss aus. Ob nun psychedelische Klangfarben, Loops oder moderne Samples, Moore hinterlässt deutliche Duftmarken. O.S.I. sind aber dennoch nicht Chroma Key - The next generation, sondern trotz futuristischer Space Sounds, insgesamt wesentlich riff-orientierter und härter, während Moore bei seinem Soloprojekt gänzlich auf harte Gitarren und Komplexität verzichtet. Bei O.S.I. sorgen Portnoy und Matheos für den rechten Druck nach vorne, wobei sich Portnoy, wie schon bei TransAtlantic, mit Rücksicht auf die Songs, meist wohltuend zurücknimmt. Dieses Album ist bei weitem kein beliebig austauschbarer, dumpfer Prog Metal, vielmehr sind es die von Moore und Malone ins Spiel gebrachten modernen Zwischentöne, die düsteren Stimmungen, die der Musik Gewicht und Ausdruck, inhaltlich eine ganze andere Richtung verleihen. Ob O.S.I. die Nachfolge von TransAtlantic antreten werden, darf aufgrund der anderen musikalischen Ausrichtung eher bezweifelt werden, auch wenn es sich um eine hervorragende Scheibe handelt. Dafür spricht diese Band mit ihrer Musik aber sowohl Fans einer härteren Version von "neueren" Bands wie Radiohead oder Porcupine Tree an, wie natürlich auch die gegenüber neuen Einflüssen offene Prog Metal Hörerschaft zugreifen darf. Für Proggies bleiben die düsteren Stimmungen und atmosphärischen Sounds, die im Randbereich von Psychedelia und floydscher Ausrichtung anbei schweben. Das Album gibt es übrigens ebenfalls mit Bonus CD, auf der sich neben der passend ins Gesamtkonzept einfügenden Pink Floyd Coverversion "Set the controls for the heart of the sun", auch noch das 17-minütige Monsterinstrumental "The thing that never was" befindet. So lohnt sich auch hier die Überlegung, ob man nicht doch noch ein paar Euro mehr investiert, um sich die Limited Edition zu beschaffen, die zudem noch in einer ansprechenden Verpackung daherkommt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003