CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Andromeda - II=I
(65:12, New Hawen Records, 2003)
Die Geister, die ich rief. Es hätte sich wohl Anfang der 90er kaum jemand vorstellen können, welche Ausmaße und Wirrungen, das damals noch junge Pflänzlein Prog Metal, die Vermischung aus Art Rock und Heavy Metal, nehmen würde. Galt es zu Beginn oft als Hochgenuss möglichst abgehackt und ultrakomplex zu agieren, haben mittlerweile immer mehr die Songschreiber das Sagen, die damit vermehrt für eine wohltuenden Balance im Breakgewitter sorgen. So geben Andromeda auf ihrem zweiten Album "II=I" zu Anfang zwar gleich mächtig Gas und lassen die Technik für sich sprechen, doch die melodische Komponente, die griffigen Hooks kommen keineswegs zu kurz, setzten einen eleganten Gegenpol zu den versteckten und offensichtlichen Song-Experimenten. Prächtige Soli an Keyboards und Gitarre, Bombast, virtuoses Instrumentengewirbel mit reichlich Widerhaken, aber auch ruhige Zwischentöne, lyrische Momente runden den Sound der Schweden perfekt ab, die grob gesprochen, als eine technischere, kompromisslosere Version von Threshold durchgehen könnten. An einigen Stellen geht zwar mit ihnen der Gaul des galoppierenden Technikchaos durch, doch immer wieder dienen versöhnliche Momente als Ausgleich. Selbst die balladenhaften Momente wirken nicht anbiedernd oder schmalzig peinlich, sondern fügen sich harmonisch in ein gut durchdachten Gesamtkonzept ein. "II=I" beinhaltet Technik, Härte und Melodie im Einklang, ein Album, auf dem nicht die Musiker sich selbst feiern, sondern letztendlich auch der Hörer seinen anhaltenden Spaß hat.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003