CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Sotos - Platypus
(68.36, Cuneiform Records 2002)

"Für Fans von King Crimson, Magma, Present und Univers Zero". Bei solchen eindeutigen Werbebotschaften ist von vorne hinein klar, dass man hier kräftig was auf die Lauscher bekommt. Sotos, das sind fünf Musiker aus Frankreich, die kompromisslos und konsequent agieren. Nichts also für zartbesaitete Gemüter oder feinsinnige Musik-Ästheten - friss oder stirb lautet die Devise dieser verschrobenen Ohrenattacke. Der Rhythmus webt einen dumpfen Unterbau, während abwechselnd Gitarre, Cello und Violine um die Vormacht streiten. Und dieser Streit hat es durchaus in sich. Mit deutlichen Anleihen zur Rock In Opposition Bewegung, wie auch geringfügigen Zeuhl Zutaten, wütet sich das Quintett durch eine Art elektrifizierte Kammermusik. Dunkel, düster, sperrig, karg, komplex sind die Adjektive, die sich als substanzieller roter Faden durch die Musik ziehen. Doch nach wuchtigen Beginn, nimmt sich die Band immer mehr zurück, die klassischen Streichinstrumente treten mehr in den Vordergrund, die Arrangements erscheinen fragiler, subtiler. Dennoch spielen Sotos keineswegs Musik, die einen sofort mitreißt, die man sofort durchschaut. Vielmehr wirkt vieles distanziert, introvertiert, im stillen Kämmerlein ausgedacht und nun auf die Allgemeinheit losgelassen. So bleibt es für den Zuhörer schwierig, in den beiden Kompositionen "Malstrom" (40:57) und "Wu" (27:37) sofort eine durchgängige Struktur zu erkennen. Wo bei Bands wie King Crimson und Magma einen das treibende Element mitnimmt, steht bei Sotos ein komplexes Gesamtkonzept, dass mehr auf den Kopf, als auf dem Magen zielt. Man tut diesem Album jedoch Unrecht, es ausschließlich in die Schublade von reiner intellektueller Kopfmusik zu stecken. Dennoch ist "Platypus" definitiv ein schwer zugängliches Werk aus der Sparte Chamber Rock für den musikalisch Unerschrockenen.

Kristian Selm



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