CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Round House - Jin Zo-Ni N Gen / The Facsimile Edition
(53:52, Musicterm, 1978)
Round House - Wings to rest
(45:18, Musicterm, 1978/79)
Round House - Live@2001 in Osaka
(66:02, Musicterm, 2001)
Fremdsprachen können von Zeit zu Zeit durchaus hilfreich sein, z.B. um Informationen über eine Band herauszubekommen. Round House verfügen immerhin über eine eigene Homepage, doch dummerweise hat man es vorgezogen dort alles in der Heimatsprache zu belassen. Nicht weiter schlimm? Von wegen. Round House kommen aus Japan und so kann ich leider außer Krickel-Krakel nicht sehr viel weitere Infos von ihrer Seite holen. Abgehakt, deswegen gleich zur Musik. "Jin Zo-Ni N Gen" enthält sechs Titel, die alle 1978 aufgenommen wurden. Zur Entwarnung: außer 2x Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboards ist Funkstille am Mikrofon, also keinerlei japanischer Jodel-Gesang, der viel zu oft die westlichen Nerven auf eine sadistische Belastungsprobe stellt. Klanglich sind diese Frühaufnahmen leider recht schwachbrüstig, erreichen bestenfalls aufstrebende Bootleg Qualität. Dies ist wirklich schade, denn musikalisch gibt es hier durchaus einiges zu entdecken. Was zuerst auffällt, Round House klingen nie wie eine Band aus dem Fernen Osten, vielmehr ziehen sie eine britische Spielweise als technische Fusion von melodisch-verspieltem Prog mit einem gehörigen Schuss Jazz Rock vor. In den guten Momenten erinnern sie an die frühen Camel, in den schlechten Augenblicken, tendieren vor allem die schrägen Passagen und gelegentliche 70s Weichspülsounds (vor allem beim teils missglückten Bonustitel "Romantic rally") Richtung Rumpel Prog. Kann sich jetzt jeder hörtechnisch ausmalen, was wohl damit gemeint ist. Über weite Strecken ist ihre rein instrumentale, weitgehendst melodische Musik aber durchaus gelungen, sowie durch einige Ecken und Kanten spannend arrangiert, die beiden Gitarren und Keyboards wühlen kräftig im Sound Fundus der 70er und duellieren prachtvoll. Wenn der Klang der Scheibe eben nur um einiges besser wäre... "Wings to rest" ist eine Zusammenstellung von Aufnahmen aus den Jahren 1978/79 und hier zeigen sich Round House noch konsequenter im Jazz Rock verwurzelt, ohne jedoch auf sinfonische Elemente gänzlich zu verzichten. Die Musik hat keinerlei Kopflastigkeit, schwungvoll und flott eingespielt, rhythmisch aber sehr vertrackt, zeigt sich hier noch viel stärker, was die Solisten alles aus ihren Instrumenten herausholen können. Tja, wenn auch hier der Klang der Scheibe nur etwas besser wäre... aber das hatten wir ja schon bei der ersten CD. Lächerliche 22 Jahre später: "Live@2001 in Osaka", das nächste Album von Round House, die sich inzwischen wieder reformiert haben. Im Line-Up der Band befinden sich drei Urmitglieder (neben Krickel-Krakel sind immerhin Titel und Bandmitglieder in lesbaren Buchstaben im Booklet gehalten) und von den insgesamt neun Titel, waren bereits fünf auf "Jin Zo-Ni N Gen", zwei auf "Wings of rest" vertreten. Glücklicherweise ist der Sound um einiges besser, so dass die mit mehr Power und Drive gespielten Titel, nicht nur deswegen wesentlich aggressiver daherkommen, das gesamte Potential von Round House endlich hörbar wird. Selbst "Romantic rally" hat auf einmal richtig Schmiss. Erinnerungen an Kenso kommen hier und da auf, auch wenn Round House im Vergleich eine Spur zurückhaltender an ihre Musik herangehen, solistisch aber ebenfalls gern behände losfrickeln. Typisch japanisch wieder mal: obwohl live eingespielt, wurde das Publikum komplett weggeschnitten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002