CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Raimundo Rodulfo - The Dreams Concerto
(78.21, Musical Mind, 2002)

Der Venezuelaner Raimundo Rodulfo ist Multiinstrumentalist mit Hauptinstrument Gitarre sowie Maler, Graphiker und Mathematiker, der für die Einspielung seines zweiten Albums "The Dreams Concerto" etliche Musiker einlud, ein 78-minütiges, dreiteiliges Werk einzuspielen. Gewidmet ist die Musik allen Menschen, die von einer besseren Welt träumen. Dank sagt er etlichen Größen der klassischen und progressiven Musik sowie Wissenschaftlern und Künstlern. Sämtliche Bilder hat Raimondo Rodulfo selbst gemalt, die (wie die Musik) allesamt von unglaublich farben- und themenreicher Vielfalt sind. Zudem hat er im umfangreichen Booklet mathematische Formeln aufgeschlüsselt, die in ihrer Komplexität Genie verraten. Die Entstehungsgeschichte des Albums, Texte und Musiker mit etlichen Informationen werden abgebildet. Schon vor der Musik ein erstaunlich umfassendes Werk, an dem nicht gespart wurde. Die Musik offenbart sich als komplexer, schwer lyrischer Progressive Rock. Mal eher neoprogressiv, mal heftig und wild. Dann wieder überrascht der Gesang mit hoher Frauenstimme, die in sehr süßer Melodie singt. Zum Glück gibt es das kraftvoll gespielte Schlagzeug! Zwischen den Gesangspassagen, die auch schon mal im Duett Männer-/Frauenstimme gesungen werden, breiten sich epische Instrumentalteile aus, die vor allem von elektrischer und akustischer Gitarre geführt werden. In etlichen Parts werden klassische Instrumente wie Violine, Flöte, Flügelhorn und Harfe in stark klassisch geprägter Komposition gespielt. So ergibt sich ein Wechselspiel der Stile, das harmonisch ineinander greift und das Werk nahtlos zu wunderschöner Musik schweißt. "First Movement" und "Second Movement" sind stilistisch im klassischen Progressive Rock zu Hause, immer mit einem Hauch Folklore und einer irgendwie exotisch anmutenden, angenehmen Eigenwilligkeit. "Third Movement" beginnt im ersten, 15 Minuten langen Part "Baroque" als rein klassisches Stück. "Suite for Classic Guitar and Chamber Orchestra" untertitelt, werden hier der venezuelanischen Folklore verwandte Themen in klassischer europäischer Form gespielt. Die Suite ist von Transparenz und Klarheit, von tonaler Schönheit und anspruchsvoller Eleganz, großer Dynamik und heißer Leidenschaft, überraschend und hinreißend! Und so ist das komplette Album. Zwar kommt "The Dreams Concerto" hin und wieder an etwas zu süße Punkte, die zum Glück jedoch im druckvollen Arrangement nicht zum Überschwang kommen. Raimundo Rodulfo offenbart mit "The Dreams Concerto" seine Qualität als Komponist, Arrangeur und Gitarrist mit harmonischer, dramatischer, virtuoser, berückender und impulsiver, schwer symphonischer Rockmusik. Ein beeindruckendes Werk, das ich nur empfehlen kann.

Volkmar Mantei



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