CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
ProgFever Vol.1
(77:58, quiXote, 2002)
Die Leidenschaft und das Engagement Einzelner, kann erstaunliche Ergebnisse erzielen, dies ist keine neue, dennoch aber eine stets faszinierende Erkenntnis, eine Erkenntnis die letzten Endes auf zu vorliegendem Sampler der besonderen Art "ProgFever Vol. 1 - 12 tracks of progressive counterculture" geführt hat. Nicht nur, dass hier Fans, Musiker und das quiXote-Label Hand in Hand bei der Erstellung des Samplers gewirkt haben, nach der Überschwemmungskatastrophe in Ostdeutschland beschlossen Organisatoren und die auf ProgFever vertretenen Künstler spontan, den Erlös des Samplers den Opfern dieser Katastrophe zu spenden und für eine gezielte und gesicherte Hilfe zu sorgen. Die sogenannte "Prog-Szene" in Deutschland ist eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft, die seit einigen Jahren das WWW mit seinen vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten für sich entdeckt hat. So ist es heute ganz normal, dass Fans, Musiker und die unabhängigen Labels der Szene in engem Kontakt miteinander stehen. Ohne Zweifel hat gerade die deutsche Szene von dieser engen Zusammenarbeit profitiert - es wurden zahlreiche Websites erstellt und Konzerte organisiert und nicht wenige Nachwuchsmusiker hatten die Gelegenheit sich mit ihrer Musik der Szene vorzustellen und sich eine kleine, aber treue Fangemeinde zu erspielen. So gesehen ist es also gar nicht verwunderlich, dass sich Fans, Musiker und das quiXote- Label zur Zusammenstellung des vorliegenden ProgFever- Samplers zusammengefunden haben. Oberste Prämisse der Kompilation sollte sein, dass sie nicht die etablierten Bands der Szene aufzählt; diese werden mittlerweile hinlänglich auf den entsprechenden Samplern der Szene- Zeitschriften abgehandelt; ProgFever sollte ein abwechslungsreiches und farbenfrohes Bild der gesamten Bandbreite der Nachwuchsszene präsentieren und sollte darüber hinaus den stets auf Raritäten bedachten Sammlern ein paar besondere Leckerbissen anbieten. Betrachtet man die Tracklist von ProgFever, so kommt man nicht umhin zu konstatieren, dass beide Ziele erreicht worden sind: ProgFever präsentiert die unterschiedlichsten Genres der Szene, vom Post-Rock des Trierer Multiinstrumentalisten und Sängers T, über den Art-Pop des Hannoveraner Duos Cinnamonia, dem Art-Rock der Mannheimer Poor Genetic Material oder der Heilbronner Zhorn und dem klassischen Progressive Rock im Stile der 70er Jahre der bayrischen Formation High Wheel. Ferner featured ProgFever die gesamte Bandbreite des sogenannten Neoprog (mit Anleihen an Bands wie Marillion) wie etwa die Musik der Freisinger Violet District, der Kölner Band Chrass (beide übrigens mit bis dato unveröffentlichten, ultrararen letzten Aufnahmen!) oder, weniger episch, von der Pfälzer Formation Cromwell, der Berliner Zenobia oder dem schwäbischen Ines Project sowie dem Progressive Metal von Bands wie Anguish oder Dreadful Minds. Sechs der auf ProgFever vorgestellten Stücke sind unveröffentlicht, weitere zwei sind in dieser Form unveröffentlicht, dazu gibt es weitere Raritäten und Unentdecktes - Grund genug, den Kenner mit der Zungen schnalzen zu lassen und auch genügend Musik, um dem interessierten Neueinsteiger einen Einblick in die deutsche Prog- Szene zu bieten. Wem das nicht ausreicht, der möge darauf hingewiesen sein, dass der Erlös aus den Verkäufen des Samplers vollständig, direkt und unmittelbar den Opfern der Überschwemmung in Ostdeutschland zu gute kommt. Hierzu wurde eigens der "Förderverein Werner Heisenberg Gymnasium Riesa" gegründet, der die schwerstgeschädigten Opfer (also Schüler des Gymnasiums) finanziell unterstützt. Ein dem ProgFever-Team bekannter und vertrauenswürdiger Lehrer am WHG sorgt für eine schnelle, unbürokratische Hilfe und verbürgt sich für eine korrekte und direkte Abwicklung.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2002