CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
The Morrigan - Hidden agenda
(52:40, Hi Note Music, 2002)
Bereits 1985 wurden The Morrigan gegründet. In der wechselhaften Bandgeschichte (ausführlich übrigens nachzulesen auf der Homepage der Band), erspielte man sich im Süden Englands durch häufige Gigs, sowie u.a. mehrere Auftritte auf dem legendären Glastonbury Festival, eine konstante und begeisterte Anhängerschaft. Stand zu Beginn noch mehr der Folk-Gedanke im Vordergrund, so wurde bereits nach kurzer Zeit klar, dass man für eine reine Folkband einfach zu rockig war. Über die Jahre hinweg, wurde der eigene Stil immer mehr zu einer Progressive Folk Rock Mischung verfeinert, bei dem traditionelle Folkeinflüsse keltischen Ursprungs, das Verarbeiten von Traditionals, aber genauso vertrackte, verspielte Arrangements, sowie epischer Sinfonic Rock ihren Platz finden. Nach längerer Albumspause gibt es mit "Hidden agenda" endlich wieder ein Lebenszeichen der Engländer. Interessanterweise fällt als erstes auf, dass das komplette Album so klingt, als wäre die Zeit stehen geblieben, sprich es hat irgendwie einen 80er Jahre Sound, wobei dies jetzt keineswegs zu negativ gemeint ist. Aber Schlagzeug, Keyboards und Gitarre klingen eben manchmal einfach leicht klebrig, eine Spur zu hölzern, ohne dass dies auf das instrumentale Können der Musiker zurückzuführen ist. Viel wichtiger ist jedoch, dass vor allem die eigenständige, über die Jahre immer mehr verfeinerte Verschmelzung von Folk und Prog, der Musik von The Morrigan etwas ganz Unverwechselbares gibt. Einige Male verzettelt man sich gerade in den komplexeren Parts in der eigenen Begeisterung, sprich nicht jeder Wechsel und Übergang klappt und klingt logisch, doch kann die Gesamtleistung der Band durchaus überzeugen. Sicherlich, seit aktuellen Bands wie Mostly Autumn - wobei bereits in den 70ern durch Bands wie z.B. Gryphon diese Idee von Prog und Folk ihren Anfang nahm - ist dieser Ansatz nicht unbedingt neu, doch bei The Morrigan klingt es in jeglicher Hinsicht extremer und authentischer, vor allem insgesamt deutlicher vom melodischen Progressive Rock geprägt. So wirbelt zwar die Flöte in Jigs und Reels Tradition, doch die Gitarre umspielt als umtriebiger, geschickter Gegenpol diese instrumentalen Par Force Ritte. Langsame, verträumte Parts und Schwungvolles wechseln sich ab, ruhige Folk Parts stehen neben Sinfonik - ein Album, das seinen ganz eigenen, unaufgeregten Reiz ausströmt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002