CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Magritte Voice - Magritte Voice
(36:20, Gohan Records, 2002)

Schon von jeher haben es Progressive Rock Alben aus Japan in unseren Breiten etwas schwerer. Der exorbitante Importpreis ist vor allem ein wesentlicher Grund dafür, zudem ist der Eunuchengesang, der hohe Bombastfaktor Made in Nippon für europäische Ohren durchaus etwas gewöhnungsbedürftig. Magritte Voice gehen einen ganz anderen Weg. Zum einen wurde der Bombast komplett gestrichen, dafür gibt's jede Menge groovigen Jazz Rock, sowie dazwischen auch eine atmosphärische Ballade, die musikalisch an die späteren Werke von Peter Gabriel erinnert. Der sonstige Minuspunkt, nämlich nervenziehendes Geleiere der Stimmbänder, wird durch eine sehr gute Sängerin auf einmal zum Pluspunkt. Tauko überzeugt sowohl mit ihrem akzentfreien englischen Gesang, wie auch durch ihre stimmliche Qualität, deren Variabilität westlichen Standards entspricht. Magritte Voice verlieren dadurch zwar ihren Exotenbonus, denn sie klingen beileibe nicht japanisch oder asiatisch, doch dafür spricht die instrumentale Qualität des Quintetts eine ganz deutliche Sprache. Neben dem dominanten Bass setzen Keyboards und Gitarre solistische Eckpunkte, es gibt von der inhaltlichen Qualität wirklich nichts auszusetzen. Musikalisch eigentlich alles bestens und perfekt, tja wäre da nicht der immer noch nicht geschrumpfte Exportpreis für einen Japanimport und die leider etwas mickrige Spielzeit dieses Longplayers. Wenig Musik fürs Geld, aber dafür sehr guter Qualität. Es muss also wieder mal das eigene monetäre Gewissen bzw. der Geldbeutel entscheiden.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2002