CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Yngve Guddal / Roger T.Matte - Genesis for two Grand Pianos
(49:03, Camino Records, 2002)
Eins gleich vorweg: ich bin nicht unbedingt ein großer Freund reiner Klaviermusik, deswegen seien mir einige bissige Anmerkungen des Nichtgefallens am Ende der Kritik bitte verziehen. Logischerweise ist es deswegen ebenfalls nur fair, diesem Album meinerseits keine objektive Punktezahl zukommen zu lassen. Nach langer Vorrede, nun lieber zu den Fakten. Der Titel dieses Albums sagt eigentlich genau das aus, was man beim Einlegen des digitalen Rundlings in das dafür vorgesehene Abspielgerät zu hören bekommt: die Musik von Genesis gespielt auf zwei Konzertflügeln. Dabei machten es sich die beiden norwegischen Pianisten Y.Guddal und R.T. Matte nicht ganz einfach und arrangierten nicht nur unbedingt die "Smash" Hits aus der Frühphase von Genesis um, sondern man orientierte sich wohl mehr an den Stücken, bei denen eine reine Klavierumsetzung logisch und passend erscheint. So gibt es in handwerklich hervorragender Arbeit, folgende umarrangierte Titel zu hören: "The fountain of Salmacis", "Mad man moon", "Can-Utilitiy and the coastliners", "One for the vine", "Down and out", "Duke's travels" und "Evidence of autumn". Da dieses Album beim Steve Hackett Label Camino Records veröffentlicht wurde, unterstreicht dies ebenfalls den Stellenwert dieser Neuinterpretationen. Der ehemalige Genesisgitarrist ist nur voll des Lobes und sichtlich begeistert von diesem Projekt. Doch jetzt kommen wir zu den Punkten, die bei mir - immer mit den Entschuldigung vom Anfang der Kritik im Hinterkopf - auf weniger Gegenliebe stoßen. Zwar eignet sich die Musik von Genesis sicherlich sehr gut für diese Idee, auf Dauer fehlt mir aber einfach die klangliche Tiefe, die rhythmische Abwechslung, vor allem aber die verschiedenen Instrumente und Gesangsstimmen, da zwei Klaviere eben nur über eine äußerst beschränkte Klangbreite verfügen. Stellenweise fehlt einfach die Power, der Drive des Originals. Sehr offensichtlich geben sich die zwei Norweger sehr, sehr viel Mühe, aus ihren zwei Flügeln alles herauszuholen, doch hätte man nicht immer die Originale als imaginären Vergleich, dann wäre es wahrscheinlich wesentlich einfacher hier unvorbelastet zuzuhören. Wer jedoch die Musik von Genesis in spartanischen, aufs Wesentliche zusammengestutzten, sehr klassischen Versionen hören möchte, der sollte "Genesis for two pianos" ruhig in Erwägung ziehen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002