CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Flexable - Re-Flexable
(36:07, Privatpressung / Musea, 2002)
In der Zeit bevor Jörg Fischer als Bassist bei Versus X einstieg, werkelte er als Sänger, Gitarrist und Bassist bei dem von ihm im Jahre 1992 ins Leben gerufenen Projekt Flexable. Zusammen mit Carsten Schönhut am Schlagzeug und Thomas Keller an den Keyboards / Bass Pedals entstanden mehrere Songs für eine CD, jedoch ging man 1994 nach den Aufnahmen getrennte Wege. Letztes Jahr wurde in einer Miniauflage von 10 Stück die CD "Re-Flexable" für einige Fans veröffentlicht, jedoch war die Nachfrage nach der Band des Bassisten von Versus X so groß, dass man zusammen mit Musea die CD in größerer Stückzahl wiederauflegte. Zudem wurden die Aufnahmen remastert und beim Stück "The mask" zusätzlich der bereits zum ursprünglichen Aufnahmezeitpunkt geplante Gesang hinzugefügt. Inzwischen hat sich die Band übrigens reformiert und arbeitet bereits an Material für eine neue Studio CD. Als grundlegende Eigenschaft fällt einem zuerst der gewollte Livecharakter der fünf Titel auf. Das Material wurde ohne jedweden Brimborium so eingespielt, dass es sich auch live in der Trio-Besetzung umsetzen lässt. Dominierendes Instrument ist zweifellos die Gitarre, Schlagzeug und Keyboards sorgen mehr für den Unterbau, während die Saiten elegisch-melodisch die thematische Richtung vorgeben. Die bis auf "The mask" rein instrumentalen Titel durchzieht ein stetiger Liedfluss, d.h. einmal auf Betriebstemperatur bzw. Tempo gebracht, werden die Songs ständig vorangetrieben. Doch fällt einem beim Durchhören des ersten Teiles der CD auch das deutlichste Manko dieser Einspielung auf. Substanz und Potential sind unweigerlich erkennbar, verspielt progressiv geht es in die richtige musikalische Richtung, doch fehlt den Songs irgendwie ein Höhepunkt, ein deutlich erkennbares Ziel. So ziehen die inhaltlichen Ideen zwar schön gespielt, aber doch eine Spur nicht zu zwingend und prägnant genug vorbei. Im Gegensatz dazu schaffen dann Flexable vor allem bei "The escape" und dem instrumentalen Schlusspart von "The mask" dass, was sie bis dahin andeutenden, aber nicht immer vollständig umsetzen konnten. Mit virtuosen Wechseln, instrumentaler Vielfalt und inhaltlichen Steigerungen entsteht hier ein interessantes Spannungsfeld, welches Lust auf mehr macht. So enthält "Re-Flexable" im Gesamteindruck durchaus ansprechende Einfälle, dennoch wird es beim momentanen Überangebot an guten Bands für das Trio schwer bleiben, sich seine Hörerschaft zu erspielen. Dennoch sollten nicht nur die Fans von Versus X ruhig mal ein Ohr riskieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002