CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Dramatic Irony - Poem without rhyme
(22:30, Privatpressung, 2002)
Was gibt es schöneres, als bereits den frühen Morgen mit richtig heftiger Musik zum Aufwachen zu beginnen - so, dass das mühsam in den Mund bugsierte Müsli gleich wieder den Organismus sehr plötzlich verlassen will? Dramatic Irony heißen die Wachmacher, existieren seit rund vier Jahren und spielen nach eigener Einschätzung schlicht und einfach "Progressive Metal". Dass mit dieser Genrebezeichnung über die Jahre allerhand Schindluder getrieben wurde, ist hinlänglich bekannt, die Band aus dem Raum Ludwigshafen / Mannheim outet sich jedoch auf ihrer, mit drei über 7 Minuten langen Titeln versehenen Mini CD "Poem without rhyme" von Anfang an, als solider, bodenständiger, durchaus angenehmer Genre-Vertreter. Die Gitarre röchelt, die Keyboards perlen meist im Hintergrund, der Härtegrad ist stilprägend, doch wirken die Kompositionen keineswegs techniküberfrachtet, sondern die Band hat ihren Hauptaugenmerk auf Melodie, Harmonie und kompakte, wenn auch verschachtelte Arrangements gelegt. Dies spiegelt sich vor allem in den Vokalharmonien wieder bzw. dem inneren Aufbau wieder. Trotz komplexer Instrumentalteile verliert man nie die Logik des Songs aus dem Auge, immer wieder finden sich ruhigere Zwischenparts, findet die Band den Weg zurück zu ansprechenden Hooks. Sicherlich hört man auch bei Dramatic Irony deutlich heraus, dass Bands wie Dream Theater und Konsorten Pate standen, doch der Fünfer aus Süddeutschland bewahrt sein eigenes Profil, offenbart handwerkliche und kompositorische Fähigkeiten. Für den ersten offiziellen Longplayer ist nach dieser Mini CD auf jeden Fall genügend Potential vorhanden, der noch mehr erwarten lässt - ein ordentlicher, guter Beginn ist gefunden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002