CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Cinnamonia - The scarlet sea
(59:01, Quixote, 2002)

Okay, okay, um es gleich vorwegzunehmen - der Progfaktor auf dieser CD ist äußerst gering - alle Hardcoreproggies bitte hier abbrechen. So, sind wir unter uns? Dann kann ich ja jetzt weiterschreiben, oder dass jemand dazwischenmeckert (Ruhe, Sklaventreiber!). Das Hannoveraner Duo Cinnamonia Sandra Werner (Ex- Madrigal), Sängerin mit betörend kühlem, samtweichem Timbre und Thomas Köhler (Ex- Operating Strategies...falls die hier jemand kennt), musikalisches Mastermind mit morbid elektronisch- folkigem Glaubensbekenntnis, zaubern auf ihrem Debüt "The scarlet sea" eine Reise durch eine melancholische See. Dabei verbinden sie in ihren anspruchsvollem Art-Pop songorientierte Kompositionen mit Ambient, Folk mit Elektronik-Einflüssen. Angenehmerweise verzichten Cinnamonia hierbei auf allzu avantgardistische Attitüden ebenso, wie auf populärmusikalische Trivialitäten. Der Sound auf "The scarlet sea" ist, trotz der hauptsächlich elektronischen Instrumente, sehr warm, sicher Verdienst der ausgefeilten Arrangements und der unermüdlichen Tüftelei Köhlers, der stets auf der Suche nach neuen, unverbrauchten Sounds und Klängen ist. Gemeinsam mit Sandra Werners fragilen Gesang ergänzen sich diese zu einem detailreichen Gesamtsound. Unterstützt werden die beiden durch einige erstklassige Gitarristen, Gerd Weyhing, Walter Parks und Robert Alan Frost, die mit ihrem atmosphärischem, zumeist Soundscapes-artigem Spiel den Sound des Albums zu mehr Volumen, zu mehr Dreidimensionalität verhelfen, v.a. Weyhings Scapes ("Seaweed days" und "She moved thru the fair") bereichern das Album durch neue Klangnuancen. Ein durchweg angenehmes, unaufdringliches Album, gerade recht für die dunkleren Tage und durchaus ein Album, dass auch der Freundin endlich mal gefallen könnte.

Sal Pichireddu



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