CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Terry Bozzio & Billy Sheehan - Nine short films
(58:50, Magna Carta, 2002)

Der Ex-FZ-Drummer und muntere Sessionmusiker Terry Bozzio und Ex-Mr.Big-Bassist Billy Sheehan in einem Projekt, kann das gut gehen? Wenn man das so oberflächlich sieht, könnte die Frage gewiss aufkommen. Doch wer sich näher mit beiden Musikern beschäftigt, braucht nicht einmal das Label zu wechseln, um ihre Vielfältigkeit festzustellen. Terry Bozzio will ich nicht weiter vorstellen, er ist die bekannte Größe dieses Projektes. Seine Kollaborationen mit anderen Schlagzeugern, verschiedensten Bands sowie Solo-Auftritte sind weitgehend bekannt. Billy Sheehan arbeitete mit David Lee Roth, G3 und nun mit dem Jazzrock-Projekt Niacin, das bisher drei genial-heftige Alben eingespielt hat. Sein Background ist deutlich größer, zwischen Jazz und Rock hat er wie Terry Bozzio ein weites Feld abgesteckt. "Nine short films" ist eine Sammlung von 10 sehr düsteren Songs. Nicht nur die Kompositionen sind schwer, dramatisch, quasi bedrohlich. Auch der Gesang von Terry Bozzio hat eine gar eindringlich schwere Note. Sein kehliger Bariton flüstert, kratzt und beißt in die Ohren. Die Songs sind äußerst virtuos, von dramatischer Wucht und Härte. Unruhe und Düsternis ziehen sich durch das gesamte Album, disharmonische Strukturen überwiegen und schwere Arrangements machen es den Ohren nicht leicht. Irgendwo zwischen Wave, Gothic, Jazz und Progressive Rock ziehen die dunklen Songs dahin. Sehr ungewöhnlich, heftig und verschroben. Der Avantgarde Charakter lässt dennoch zu, dass sich die Melodien nach und nach in die Sinne arbeiten. Für Einsteiger ist "Nine short films" gewiss nichts. Doch wer sich an düsterer, schwerer Musik nicht stört, kann dies gewiss als Meisterwerk ausmachen, wenn er die Energie mitbringt, über den ersten Höreindruck hinweg weiterzuhören.

Volkmar Mantei



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