CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
The Bollenberg Experience - If only stones could speak
(57:24, Musea, 2002)
Schon lange vor Veröffentlichung dieses Albums tauchte der Name John Bollenberg auf der Musea-Homepage auf, wo er als sog. "Prog-Journalist" aufgeführt ist. Mit dem vorliegenden Konzeptalbum, das mit "a musical journey through myths and legends of medieval Brügge" untertitelt ist, setzt er sich nun selbst der Kritik aus. Schon zu Beginn wird im recht holprig startenden Titelsong der Schwachpunkt des Albums deutlich. Wenn Steine - wie von ihm besungen - wirklich sprechen könnten, wäre ihre erste Frage wohl: wer singt denn da?! An der prominenten Gastmusikerschar gibt es sicherlich nichts auszusetzen. Beim Titelsong brauche ich z.B. gar nicht ins Booklet zu schauen, das ist glasklar, dass hier Rick Wakeman den Synthesizer bedient. Ansonsten agiert hauptsächlich eine starke Schweden-Fraktion mit Pär Lindh (der übrigens auch durchweg für das Schlagzeug verantwortlich ist), Björn Johansson und auch Mr. Flower King Roine Stolt, wobei speziell die beiden Erstgenannten geradezu prädestiniert sind, Bollenbergs auf mittelalterliche Atmosphäre ausgerichtetes Konzept umzusetzen. Auch Heather Findlay und Bryan Josh von Mostly Autumn sind mit von der Partie, den Bass bedient William Kopecky und Dream Theater-Keyboarder Jordan Ruddess steuert ebenfalls einige Beiträge hinzu. Spinett, Kirchenorgel und eine satte Portion Mellotron darf der Hörer erwarten, und wenn man sich damit abfinden kann, dass der Gesang nun mal leicht abfällt (habe aber schon deutlich Schlimmeres gehört), kann man mit dem Album ganz gut leben. Wer ein Faible für Mittelalter-Prog hat, wird ebenso wie der Mellotron-Freak letztendlich Gefallen am Album finden können. Im Zweifel kauft man es sich nicht wegen des Komponisten bzw. Sängers, sondern weil man sich einfach nicht vorstellen kann, von derart illustrer Prog-Prominenz enttäuscht zu werden. Neben Bollenberg war übrigens Herr Johannsen maßgeblich an den Kompositionen beteiligt. Ich denke, jetzt warten natürlich viele auf das Werk eines anderen bekannten Prog-Journalisten (meines Wissens angekündigt als "The Big Selm Desaster" oder so ähnlich...).
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2002