CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Barra - Eternal Magus
(61:42, Hi Note Music, 2002)
Es sind nicht immer unbedingt die hochkomplexen, vollends durchgeknallten Alben, die einem das Kritiken schreiben erschweren. So rotieren inzwischen zum dritten mal die schottischen Barra im heimischen Player, von denen mit "Eternal Magus" ihr musikalisches Vermächtnis aus den Jahren 1986-87 vorliegt, aber irgendwie fällt dem Hauptschmierfinken nicht so recht ein, was er denn nun schreiben soll. Liegt es daran, dass allein die verworrene, etwas undurchsichtige Bandgeschichte bis zur Bandgründung im Jahr 1986, eine dicht beschriebene Seite im Booklet füllt und eher für Verwirrung, als für Klarheit sorgt? Wohl kaum. Genauso sorgen die dort angeführten Bands wie u.a. Big Country oder Runrig, mit denen die Musiker von Barra mehr oder weniger verwoben waren, für keinerlei Bauchschmerzen. Denn - Achtung: Outing - selbst in der Selm'schen CD Sammlung finden diese beiden Bands ihren Platz. Woran liegt es also, dass die 15 Songs von "Eternal Magus", trotz musikalischer Sympathie und unverkennbarer Schönheit, mehrfach angetestet werden müssen? Vielleicht einfach daran, dass der Musik trotz guter Zutaten, der entscheidende Kick für den eigenen Geschmack fehlt. Treibende keltische Elemente, die nie nach bierseliger Irish Pub Stimmung zu klingen, mystische Stimmungen und mit Tracey-Anne Sparkes vor allem eine sehr angenehme Stimme, legen eine sehr ordentliche Grundlage. Hinzu kommen, neben den folkloristischen, gleichzeitig immer auch rockigen Elementen, ein leicht sinfonischer Einschlag, der der Musik so etwas wie Prog Appeal verleiht. Es ist aber vor allem die ätherisch-verträumte Atmosphäre mit reichlich Druck nach vorne, die diesem Album unheimlich gut tut. Klanglich hört man hier und da durch, dass dieses Album ein Produkt der 80er ist, die Sounds wirken stellenweise etwas zu synthetisch, zu klebrig, ohne jedoch den Gesamteindruck nachhaltig negativ zu beeinflussen. Vielleicht war ich nicht in der richtigen Stimmung, vielleicht hätte jemand anderes über dieses Album schreiben sollen. Egal, Fans von keltisch-rockigen Klängen kann Barra auf jeden Fall zum Antesten empfohlen werden, denn schlecht ist es keineswegs, was hier über eine Stunde aus den Boxen folkt und rockt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002