CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Franck Balestracci - Existence invisbles
(52:22, Privatpressung, 2002)

Mit "Existence invisibles" legt der Multiinstrumentalist, aus der Provence stammende, Franck Balestracci ein Album vor, dass einige Durchläufe, mehrer Versuche benötigt, bis man vollständig die Tiefe seiner vielschichtigen Klanglandschaften durchblickt. Balestracci, der als Schlagzeuger begann, auf seinem Werk aber ebenso Keyboards, Percussion und diverse stimmliche Sound Effects beisteuert, steht in der Tradition der New Music / R.I.O Bewegung. Nichts wurde auf diesem Album programmiert, sondern die Titel sind vielmehr live eingespielt. Greifen Soloalben mit deutlicher Keyboarddominanz meist auf dem Rhythmus aus der Steckdose zurück, so erweist es sich hier als sehr großer Vorteil, dass Balestracci hinter einer "echten" Schießbude ein sehr interessantes Rhythmusgeflecht entstehen lässt. Ein weiterer interessanter Punkt ist die klangliche Tiefe, die diversen Klangmuster, die hier synthetisch reproduziert werden, dennoch keineswegs spröde oder kalt klingen. So haben die Keyboards mal einen Gitarrenklang, sorgen prägnante Bass Rhythmen für Groove, wie sie natürlich auch die ganze Palette von weit verwobenen Klangteppichen, bis hin zu Synthie- und Pianoklängen abdecken. Musikalisch bewegt sich der Franzose auf einem Terrain, dass die Musik zwischen soundtrackartigen Stimmungen, bis hin zu Ambient Klängen schweben lässt, wobei auf der anderen Seite Sinfonik, jazzige Parts, moderne Klassik, bis hin zu fast schon magmaesker Bedrohlichkeit stehen. Über dem Album hängt eine düstere Stimmung, die sehr passend zur herbstlichen Jahreszeit erscheint. So arbeitet der Solokünstler zwar oft mit minimaler Instrumentierung, diese schlägt sich aber dafür in eindringlicher Atmosphäre nieder. "Existences invisibles" ist auf diverse Arten ein recht untypisches Keyboardalbum. 13 Klangreisen bzw. Songs, die mehr sind als nur Fragmente und Stimmungen bieten, sondern aufgrund immer wieder überraschender Wendungen, den Zuhörer mit offenen Ohren genau hinhören lassen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2002