CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Avant Garden - Maelstrom
(58:17, Blackfish Recordings, 2001)
Karamba! Während manche Bands dem Hörer noch mit einem sachten Intro etwas Zeit geben sich in ihre Musik einzuhören, fallen Avant Garden im totalen Gegensatz gleich brutal mit der Tür ins Haus - will heißen: Volldampf voraus von Anfang an. So bläst einem sofort die kräftige Mischung aus schweren Gitarrenriffs und wuchtigen Saxophonstößen gnadenlos um die Ohren. Diese explosive Vermengung aus Jazz Rock und Progressive Rock lässt von Anfang an keine Zweifel aufkommen, dass es Avant Garden glücklicherweise mit ihrem Namen nicht ganz so wörtlich nehmen - von avantgardistischen Experimente keine Spur, die Amerikaner rocken und jazzen in ihren rein instrumentalen Kompositionen einfach nur fulminant los. Die augenscheinliche Stärke, der Überraschungseffekt dieses Albums in den ersten Augenblicken, entpuppt sich im weiteren Verlauf gleichzeitig als Schwachpunkt. So hat z.B. der Opener "Dragon feed" eine wunderbare Verwandtschaft zum jazzigen Part von King Crimsons "21st century schizoid man", auf zehn Minuten ausgedehnt, lassen jedoch die ähnlich angelegten Riffs und Bläsersätze die Abwechslung letztendlich vermissen. Avant Garden fallen so zum Teil in die eigene Grube. Was in wenigen Momenten unglaublich druckvoll und beeindruckend wirkt, weist bei geringer Songentwicklung einfach unvermeidliche Längen auf. Dennoch sind die vier Musiker an Gitarre, Bass, Schlagzeug und Saxophon / Flöte beste Handwerker ihres Fachs. Gerade das Mit- und Gegeneinander von harter Gitarrenarbeit und filigraner Flöten- / Saxophonarbeit, untermauert von einem sehr schwungvollen Rhythmus, sorgt immer wieder für interessante Höreindrücke. Immer wieder finden sich Momente bzw. ganze Liedpassagen, die die Spannung aufrecht erhalten, besonders die mannigfaltigen Flötenparts, der leichte World Music Einfluss setzen gleichzeitig die Höhepunkte und Ruhepole in diesem rund einstündigen Par Force Ritt. Ein guter Grundstock ist mit diesem Debüt auf jeden Fall gelegt, mit einer Straffung der Ideen auf das Wesentliche wird daraus beim nächsten Album nicht nur ein weiteres gutes Werk, sondern diese Band hat definitiv Potential für mehr.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002