CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Asgaroth - Red shift
(58:07, Peaceville Records, 2002)

Jedes Genre muss mit seinen Vorurteilen kämpfen. Vor allem Außenstehende neigen gerne dazu, seine eigenen, derart geliebten Heroen, nur mit Unkenntnis und vernichtenden Kritiken zu strafen. So wird der Progressive Rock immer noch sehr gerne von der Allgemeinheit und vor allem einem Großteil der ach-so-hippen-sind-wir-trendigen Schreibzunft abgewatscht als veralteter, nicht zeitgemäßer, inhaltlich aufgeblasener, selbstverliebter Stil, gespielt von Dinosauriern aus der Steinzeit der Rockmusik. Tja, fast so ähnlich geht es mir persönlich mit Veröffentlichung aus dem Black / Death Metal Bereich, welche meist nur für das Auslösen eines mitleidigen Lächeln reichen, angesichts der übertrieben und bedeutungsschwangeren Düsternis, dem überdrehten "Gesang" und der aufgesetzten Härte. Doch man ist ja schließlich lernfähig und als musikalisch aufgeschlossener Proggie traut man sich fast an jeden musikalischen Randbereich heran. Und siehe da, es gibt eben doch noch interessante Überraschungen aus dem musikalischen Vorurteilsfeld des eigenen Geschmacks. Asgaroth heißt die spanische Kapelle, die mit einer sehr bombastischen, sinfonischen Variante ihren Black / Death Metal eine eigene, äußerst interessante Note verleihen. Wenn man dann noch in der Bandinfo liest, dass sie sich auf einer Mini CD an einer Coverversion von King Crimson's "Epitaph" erfolgreich versuchten, dann sorgt dies zusätzlich für Respekt. Ihr bereits 2000 auf der iberischen Halbinsel veröffentlichtes zweites Album "Red shift", welches jetzt auch mit zweijähriger Verspätung in unseren Breiten auf den Markt kommt, beeindruckt vor allem durch seine bombastischen, wuchtigen, klanglich geradezu erschlagenden Arrangements, die durchaus Parallelen zum Prog Bereich aufweisen. Okay, der röchelnde, fast vollkommen unverständliche "Gesang", ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, doch ihr orchestraler Breitwandsound mit jeder Menge Keyboards und Samples verleiht den düsteren Klängen etwas völlig Unverwechselbares, vor allem aber eine klangliche Tiefe, die die dunklen Stimmungen perfekt unterstreichen. Die Verbindung aus harten Riffs mit gierigem Gesang, verpackt in eine tastengeschwängerte Soundorgie von fast cineastischer Breite, macht aus "Red shift" eine interessante, durchaus beeindruckende Nuance, welches dem eigenen musikalischen Tellerrand wiederum erweitert. Man lernt eben nie aus.

Kristian Selm



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