CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Tantalus - Lumen et caligo I
(73:24, Headline, 2002)
Als ersten Teil eines zwei CDs umfassenden Konzeptwerkes veröffentlichten Tantalus Anfang Oktober "Lumen et caligo I". Das zweite Album wurde bereits für kommendes Jahr angekündigt. Die Band hat in der englischen Heimat den Status eines Geheimtipps und konnte bereits auch live überzeugen. Als namhaften Gast konnte man für dieses Album immerhin Nicky James (u.a. ehemaliges Mitglied bei The Move und The Moody Blues) gewinnen. Gleich mit dem Opener "While there's still time" führt die Band Zuhörer auf eine falsche Fährte. Moderne Sounds und Beats, sowie folkiger Touch mit Akkordeon gehen musikalisch in ganz andere Gefilde, bevor nach rund 2 Minuten der melodische Prog Hammer zuschlägt. Tantalus wildern im weiteren Verlauf der CD noch mehrfach in anderen Gefilden, hauptsächlich bewegen sie sich aber im melodischen Neo Prog / Rock Bereich, wobei einige schrägere Passagen und sphärische Parts dem Album hörbar gut tun. Am stimmigsten klingen Tantalus jedoch immer dann, wenn sie schnörkellos auf die melodische Schiene setzten. Songs, wie "Eyes" bestechen durch ihre einfach schönen Melodien, gekrönt durch ein tolles Gitarrensolo. Aber sie können es auch schwungvoll krachen lassen, so dass das Neo Prog Herz begeistert im Takt mithüpft. Mal spacig angehaucht, dann wieder mit mehr Bombast angereichert, die Balance aus sinfonischen Elementen und einer nicht zu überladenen Prog Mixtur wirkt über weite Strecken überzeugend, auch wenn Tantalus damit einige Male für ungewöhnliche Brüche in ihren Songs sorgen. Der herausragende Akteur auf diesem Album ist zweifelsohne Gitarrist Nick Beere. Was er an zündenden, kraftvollen Soli abbrennt, verdient vollste Beachtung. Seine Parts machen selbst aus gewöhnlichen Song für eine kurze Zeit etwas Herausragendes. Doch lässt er nicht nur die Saiten rauchen, ebenso beherrscht er die sinfonisch-elegische Spielart mit dem Jubilieren in den höchsten Tönen. "Lumen et caligo I" hinterlässt einen sympathischen Gesamteindruck, wobei vor allem die Gitarre in der Erinnerung haften bleibt, während die Keyboards mehr im Hintergrund bleiben. Mit dunklen Ansätzen im Stimmungsbild, so wie als Gegenstück hochmelodische, neo-progressiv angehauchte Parts, ist der britischen Band ein ausgewogenes, aufgeräumt wirkendes Album gelungen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002