CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Art Of Infinity - New horizon
(39:23, Privatpressung, 2000)

"Willkommen auf einer musikalischen Reise durch Zeit und Raum!". Das Produzenten- und Sounddesigner-Duo Thorsten Sudler-Mainz und Thorsten Rentsch entführt den Hörer in eine Fantasie-Welt der fremden Sphären und schwebenden Klänge. Wer bei der Stilumschreibung Electronic / Ambient jetzt voll Grauen an bedeutungsschwangere New Age Klänge denkt, der liegt bei diesem Album glücklicherweise völlig falsch. Denn im Gegensatz zur Meterware aus den Grabbeltischen der Kaufhäuser und Supermärkte mit esoterisch angehauchten, pseudo-bedeutungsschwangeren Titeln wie "Walgesänge als Therapie der Selbstfindung" oder "Musik für esoterisches Bügeln im Gleichklang mit den Mondphasen", eröffnet einem "New horizon" einen wirklich neuen musikalischen Horizont. Nicht von ungefähr tummelte sich die Musik von Art Of Infinity wochenlang in den Toppositionen der MP3-Charts. Bereits der kurze Opener "The dragons flight" erinnert durch Stimmung und mit Saxophon an Pink Floyds "Shine on crazy diamond". Mit engelsgleichen Chören und keltischem Folkeinschlag geht es auf "Ocean in space" weiter, wie überhaupt ein Pluspunkt dieses Albums in den verschiedenen Einflüssen fernab leidenschaftslosem Tastendrückens liegt. So kommt "New horizon" zwar mit sehr vielen synthetischen Klangteppichen aus, doch darüber entwickeln sich immer wieder interessante Themen, Ambient Klänge mit einer beruhigenden, aber keineswegs einschlafenden Wirkung, sowie auch etwas Gitarre, Bass, Saxophon (als Gast Stefan Höllering mit sehr viel Gefühl), Percussion, leise gesprochene Texte einen Teil zum sehr harmonischen Gesamtsound beitragen. Hin und wieder begibt sich das Duo in experimentelle Gefilde, erzeugt hörspielartige Klangcollagen, findet aber genauso immer wieder den Weg zurück in melodische Bereiche. Kernstück, ist das 21-minütige, sehr spacige "Evolution", welches den Hörer in epischer Breite in fremden Erlebniswelten klanglich entführt, hier und da aber auch einige Längen aufweist. Ein sehr atmosphärisches Ambientalbum, mit jeder Menge gelungenem Inhalt, zum Entspannen und Fallenlassen - ein Soundtrack für die eigene Traumwelt.

Kristian Selm



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