CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

35007 - Liquid
(38:17, Stickman Records, 2002)

Man sollte eben manchmal auf seine mitschreibenden und selbstmusizierenden Kollegen hören! Besten Dank an den bei multiplen Bands stöckeschwingenden Sven (an dieser Stelle übrigens nochmals herzliche Gratulation, dass er mit Soapbox auf dem Bizarre Festival spielen durfte), da er mir schon vor einiger Zeit 35007 an Herz legte. Ich dumpfe Schnarchnase habe es aber dann doch nicht zu deren Konzert nach Stuttgart geschafft und beiße mich jetzt nach dem Anhören ihres aktuellen Werkes "Liquid" sinnbildlich in den Allerwertesten. 35007 (hinter dem mysteriösen Bandnamen verbirgt sich zum einen die Postleitzahl von Alabama, zum anderen wird beim Umdrehen der Zahlenkombination daraus der Name Loose, unter dem die Band auch durch die Medien geistert) werden sehr oft ganz einfach in die Stoner Rock Schublade gestopft. Doch damit tut man ihnen Unrecht, denn bei ihnen steckt wesentlich mehr dahinter, als nur psychedelische Gitarrengewitter bis hin zur Ekstase zu treiben. Mit jeder Menge elektronischen Spielereien bekommen ihren Hard Rock Riffs jede Menge Space Rock Appeal und nicht umsonst bezeichnete ein Kritiker die Band ganz passend als Mischung zwischen Hawkwind, frühen Pink Floyd und Monster Magnet. Immer wieder wird in den langgezogenen Instrumentalstücken langsam Atmosphäre aufgebaut, die Spannung gekonnt gesteigert, bis auf einmal voller Wucht ein heftiges Gitarrengewitter über den Hörer hineinbricht. Die extremen Dynamiksprünge hauen heftig, aber richtig gut rein, als brillante Ergänzung gibt's dazu auch jede Menge groovige Passagen, die in schamanenartiger Weise den Hörer in Trance verführen. "Liquid" nimmt einen mit seinen spacigen Sounds in ferne Sphären mit, bodenständige Akkorden holen einen jedoch immer wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurück. Doch der hypnotische Grundcharakter der Musik macht daraus einen echt saustarken Trip. Und wenn sie das nächste mal in meiner Nähe konzertmäßig auftauchen, dann gibt's dieses mal kein zurück, denn auch auf der Bühne müssen die Holländer mit dementsprechenden Videoprojektionen sehr gut rüberkommen.

Kristian Selm



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