CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
François Thollot - Ceux dïen face
(46:19, Soleil Zeuhl Records 2002)
François Thollot hat mit "Ceux dïen face" ein Zeuhl-Album geschaffen. Magma hat seine Spuren hinterlassen, und Present, vor allem deren neuere Inkarnation, sind als Inspiranten jederzeit zu erkennen. François Thollot hat Gitarre, Bass, Schlagzeug und Piano im Alleingang gespielt. Bestimmend vor allem ist das Piano, das die rhythmischen Akzente setzt und der Düsternis einen Horizont zeichnet. Bass und Schlagzeug entwerfen mal einen dichten Rhythmusteppich, mal improvisieren sie verspielt und entrückt und die Gitarre als solistische Krönung auf dem rein instrumentalen Werk darf die Schnörkel geben, die aus abstrakten, amelodischen bis psychedelischen Strukturen entstehen. Die 7 Songs von "Ceux dïen face" sind allesamt gut komponiert und haben anspruchsvolle und nachvollziehbare Struktur, die immer wieder aufbricht, Freiräume für Stille, aber auch für explosive Ausbrüche lässt. Doch trotz aller gelungenen und interessanten Ideen, allem Fantastischen, muss das Album sich die Erkenntnis gefallen lassen, dass es ein typisches Ein-Mann-Werk ist. Das im Sommer folgende zweite Album von François Thollot wird denn auch in der Einspielung von den One Shot Leuten unterstützt (deren Label Soleil Zeuhl ist). Die starre und ungelenke Art macht sich immer dann deutlich, wenn ein Rhythmus- oder Melodienwechsel ansteht. Da kann keine vitale Nuance eine geglücktere Passage entwerfen, sondern dümpelt die stets monotone Einsilbigkeit dahin. Es fehlen Ecken und Kanten, Einflüsse weiterer Ideengeber / Musiker, so dass gruppenharmonische Dynamik das Werk bestimmt hätte. "Ceux dïen face" ist ein gutes Album, eine gelungene Zeuhl-Reise, doch es hat auch seine Macken und Schwächen, die deutlich zu spüren sind. Das Werk ist kopflastig und hält seinen Anspruch nicht auf Dauer. Trotzdem, die Univers Zero-, Magma- und Present-Liga muss testen.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2002