CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
Aurora - Aurora
(73:08, Shroom Productions, 1977)
Was das französische Label Musea für Europa, scheint Shroom für Amerika zu sein. Sie spezialisieren sich auf das Aufspüren und Herausfiltern unbekannter Aufnahmen von Musikern aus dem Progressive Rock - und Jazzrock - Umfeld. Aurora ist dem Spürgeist von Shroom Productions zu verdanken. Sicher bekannt geworden durch die elektrische Geige von Mark Menikos, der quasi alle Aufnahmen von Aurora bestimmt - und den endlich glücklichen Hands damals wie heute angehörte. "Aurora" beinhaltet 10 Songs in einer Gesamtlänge von 73 Minuten. Die langen, instrumentalen Songs haben neben der komponierten eine ausufernde improvisative Struktur, die fabelhaft, anschaulich und begeisternd erzählt wird. Aurora spielten Jazzrock, der von Frank Zappa, Jean Luc Ponty, dem Mahavishnu Orchestra und Chick Corea inspiriert sowie der Musik von Stockhausen verpflichtet war. Komplexe Grundstrukturen der Kompositionen sind die Eckpunkte, die der Band weiten Raum für improvisative und solistische Ausflüge lassen. Wie im Jazz lösen die einzelnen Instrumente sich ab: nach einem Solo der elektrischen Geige entwirft die elektrische Gitarre ihre solistische Variation des Themas bis sich Synthesizer und Bass ein aufwendiges und mitreißendes Gegenspiel leisten. Doch oft improvisiert die Geige allein und macht überdeutlich, was für eine grandiose Qualität das Mahavishnu Orchestra hatte. Doch Aurora sind keine Nachspielband, die den Samstagabend verzuckerte. Ganz im Gegenteil, das komplexe Gebräu der Amerikaner ist ein wildes Muster waghalsiger Rockmusik, das in abstrakten Gewässern des Jazz raubt und eine Klangsprache findet, die den Kreis der Jazz-Prog-Fusion - Fans einmal mehr verzückt. Doch wer sich Aurora nähert, muss Ausdauer mitbringen. Die Kompositionen sind nicht simpel gestrickt und geben sich keine Mühe, dem Hörer näher zu kommen, ganz typisch für die Zeit. Das ambitionierte Projekt Aurora ist eine Meisterleistung, die ich nur empfehlen kann. Kein Tadel an der Produktion, das Booklet erzählt die Geschichte der Band, Bilder ergänzen die Story und die Soundqualität der Aufnahmen ist gut bis sehr gut.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2002