CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
Rare Blend - Evolution theory
(47:02, TSM Productions, 2002)
Einfach unglaublich, was man mit offenen, interessierten Ohren immer wieder für qualitativ hochwertige Musik abseits des "offiziellen" Musikmarktes entdeckt. Doch die Majors sind ja eher damit beschäftigt immer wieder neuen hirn- und seelenlosen Einheitsbrei oder gecastete Gute-Laune-Gesichter unter die Leute zu bringen, statt sich um den Aufbau neuer interessanter Künstler zu kümmern, das Kapital längerfristig für die Zukunft zu investieren. Glücklicherweise stellt sich die breite Masse mittlerweile als doch gar nicht so doof heraus und beschert Dank Download-Möglichkeit zur Schund Entlarvung, der im Selbstmitleid suhlenden Plattenindustrie selbstverschuldete zweistellige Absatzeinbrüche. Weiter so! Aber genug abgeschweift und derbe Backpfeifen verteilt, zurück zum neuen Album von Rare Blend, einer instrumentalen Jazz Rock Combo aus Cleveland, Ohio. Mit "Evolution theory" ist der Band ein interessanter Brückenschlag zwischen den Stilen gelungen und trotz des selbstgewählten Stempels Jazz Fusion verfügt ihre Musik über unheimlich viel Melodiegefühl, verzichtet zugunsten der Songstruktur auf selbstverliebte Instrumentalorgien. So beginnt man mit "Little mean baby" zwar auf gewohntem Jazz Rock Terrain, doch schon hier künden grooviger Bass, verspielte Keyboard- und Pianolinien, sowie flirrende Gitarrenlinien Gespür für Melodie und Songaufbau an, die im weiteren Verlauf wie ein roter Faden immer wiederkehren. Besonders interessant wird's dann, wenn auch noch leicht sinfonische Keyboardelemente, wie auch später, richtiger Latin Touch und Funk Rock in die Sache hineingepackt werden. Verspielt, mit jeder Menge Rhythmus, der sogar das Tanzbein in Schwung versetzt, wird der rockige Grundgedanke bestens aufgelockert und verfeinert. Einziges Manko bleibt der leicht dünne und nicht immer transparente, präzise wirkende Sound. Aber wie vielen Bands, fehlt es eben am nötigen Kleingeld und man hat doch das Beste aus den vorhandenen Mitteln herausgeholt. Wer also sich mal an einer federleichten, aber keineswegs oberflächlichen Variante aus dem Grenzbereich von Jazz Rock / Rock / Fusion mit jeder Menge Melodik heranwagen möchte, bekommt von Rare Blend die genau richtige Mischung. Zudem unterstützt man dadurch den "Nachwuchs" und um auf den Anfang zurückzukommen, wischt man so der allgegenwärtigen Musikindustrie nochmals eins aus, hehehe!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002