CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Purple Overdose - Rebirth
(50:39, Action Records, 1999)

Ja, ja, das liebe Internet, woher bekommt man schon sonst so problemlos seine Informationen und kann sich dann bei seinen Kritiken als informierter Fachmann profilieren? So verkündet der Cyberspace, dass es sich bei "Reborn" um das dritte Album der griechischen Formation Purple Overdose handelt, welches nach elfjähriger Schaffenspause 1999 veröffentlicht wurde. Schon beim Blick aufs Cover kann man eindeutige Rückschlüsse auf den zu erwartenden Inhalt machen: farbenfroh, spacig und verdammt psychedelisch. Logischerweise genau so präsentiert sich dann auch die Musik, denn diese klingt, als kommt sie ganz frisch aus den End-60ern. Das Tolle an dieser Scheibe ist aber nicht nur die Verpackung, sondern die äußerst spannende Umsetzung Psychedelic Rock ohne jegliche Verschleißerscheinungen zu zelebrieren. Trippige Orgel, Sitar, Tabla, schwebende Gitarrenakkorde, nach diesem Strickmuster startet der Opener "(It's a) Fortune teller" zu einem unvergleichbaren Trip von knapp 12 Minuten. Gleich zu Anfang bekommt man damit ein exotisches Kaleidoskop mit geschickten Stimmungs- und Tempowechseln geboten. Auf diese Art wird man sehr gerne von der psychedelischen Muse geküsst. Ganz so fulminant geht's zwar nicht weiter, vor allem im Mittelteil hängt das Album etwas durch, aber auch die folgende Stücke rocken fast übergangslos prächtig ihres Weges oder orgeln sich bewusstseinserweiternd groovend in die Sinne. Besonders die Fuzz-Gitarre, die sorgsam eingesetzten Keyboards, graben sich immer wieder gekonnt durch den delikaten Sound. Und je länger man sich diese Scheibe anhört, um so mehr entwickelt sie ordentliches Suchtpotenzial und dazu benötigt man nicht mal irgendwelche unterstützenden Substanzen!

Kristian Selm



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