CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
Pineapple Thief - 137
(71:30, Cyclops, 2001)
Schon komisch, dass die für das Cyclops Label musikalisch ziemlich untypischen CDs, auch zu den interessantesten gehören. Erst vor einigen Monaten waren es Henry Fool mit ihrem Debüt, jetzt sorgen Pineapple Thief mit ihrem schlicht "137" betitelten zweiten Werk für erneutes Aufsehen. Natürlich ebenfalls prima, wenn schon fast alle Schreiberlinge ihren Senf zu diesem Album abgegeben haben, da man so auf gewisse Vorlagen bzw. mannigfache Eindrücke für die eigene Kritik bauen kann. Hey, das soll jetzt aber nicht heißen, dass der Hauptschmierfink einfach Kritiken klaut, wehe dem, der dies zu denken wagte! Ist es nur Zufall oder Absicht, dass sich sowohl Pineapple Thief, wie auch Porcupine Tree mit PT abkürzen lassen? Wie dem auch sei, auf jeden Fall findet man einiges vom musikalischen Ansatz von Porcupine Tree auch bei Pineapple Thief wieder, die man grob als melancholische Schnittmenge aus Radiohead, Porcupine Tree, Smashing Pumpkins und einem kleinen Schuss Travis einordnen könnte. Natürlich tut man damit den Briten wirklich unrecht sie mit diesen Vergleich zu belasten, denn sie bewegen sich dennoch auf eigenem Terrain, schaffen es auf sehr interessante Weise eingängige, poppige Ideen mit psychedelischen Kanten, progressiven Wendungen, aber auch jeder Menge schrammelnden Gitarren Rock zu vereinen. Und trotz mancher sehr griffiger Melodie klingen Pineapple Thief in keinem Moment flach oder nach schon tausendmal Gehörtem. Mit einer traurigen, das ganze Album durchziehenden Atmosphäre, mit fließenden, fast schon schwebenden Soloteilen, etlichen elegant verwobenen Dynamiksprüngen schafft man Kontraste, ohne abzustoßen. Dazu kommt die elegante Verbindung zu den Sounds der Vergangenheit, denn neben den dominierenden Gitarrenakkorden, darf es auch mal u.a. etwas Mellotron oder Fender Rhodes sein. Eigentlich war Pineapple Thief zunächst nur ein Nebenprojekt von Vulgar Unicorn Musikern. Doch inzwischen dürften sie damit den Erfolg ihrer eigentlich Band unbeabsichtigt überflügelt haben. Zwar bewegen sich Vulgar Unicorn im Vergleich auf etwas anderem musikalischen Terrain, doch bei Pineapple Thief klingt inzwischen alles sehr schlüssig, in sich stimmig. Somit kann man "137", wie natürlich auch das Debüt "Abducting the unicorn" für offene Ohren wärmstens empfehlen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002