CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Imagin'Aria - Esperia
(51:06, Lizard, 2002)

Imagin'Aria die dritte. Die Italiener gehören, trotz bisher zwei sehr guter Alben, noch immer zu den gut gehüteten Geheimtipps der Szene. Darin wird mit ziemlicher Sicherheit auch "Esperia" nichts ändern, obwohl man einige kleine Eingeständnisse gegenüber der Zugänglichkeit gemacht hat, aber natürlich immer noch sehr tief in der typisch italienischen Variante des Progressive Rock verwurzelt ist. Das fängt beim expressiven Gesang in Landessprache an, geht über in den leicht Hard Rock-lastigen, aber immer sehr sinfonischen Unterbau und reicht bis hin zu den lyrischen, ruhigen Momenten mit folkloristischen Anleihen. Doch scheint das Quintett aus Norditalien seinem leicht zurückgenommen Start auf dieser CD selbst nicht zu trauen und wendet sich im weiteren Verlauf immer mehr den komplexeren Gefilden zu, ohne dabei auf die besinnlichen, hochmelodischen Momente zu verzichten. Brüche und Dynamiksprünge, abwechselnde Soli an Gitarre, Keyboards und Flöte zur Auflockerung - Imagin'Aria laufen immer mehr zur Hochform auf. Dennoch wirkt ihr Musizieren nicht angestrengt, sondern locker und logisch, eben mit dieser südländischen Leichtigkeit des Seins versehen. Strengt man den sicherlich etwas unfairen Vergleich mit den italienischen "Urvätern" aus den 70ern vom Schlage Banco oder P.F.M. an, so ziehen Imagin'Aria dagegen eindeutig den Kürzeren, da ihnen die Tiefe, die emotionale Durchschlagskraft fehlt. Schaut man sich jedoch die immer noch sehr vitale und interessante aktuelle italienische Szene an, so gehören Imagin'Aria eindeutig ins vordere Drittel. Doch irgendwie scheint der Band die Lobby zu fehlen. Während Bands wie Finisterre, D.F.A. oder La Torre dell'Alchimista selbst in den U.S.A. auftreten und auf den dortigen Festivals für Begeisterung sorgen, liest man von Imagin'Aria leider viel zu wenig. Schade - denn auch mit diesem Album haben sie wiederum eine homogenes Werk abgeliefert. Vielleicht erhört ja jemand da draußen doch noch mein Flehen.

Kristian Selm



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