CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Shaun Guerin - By the dark of light
(50:03, Clearlight Music, 2002)

"Progressive music for a new age". Der Sänger / Schlagzeuger / Keyboarder / Gitarrist / Flötist Shaun Guerin macht auf seinem ersten Soloalbum genau bei jenen Künstlern weiter, denen er mit seiner Coverband Cinema Show huldigt. Der offensichtlich Name der Band lässt es bereits erahnen, dass es sich dabei nur um Genesis handeln kann. So steht "By the dark of light" ganz in deren Tradition. Dies fängt beim Cover an, dass von Paul Whitehead stammt (dieser war u.a. für die ersten drei Genesis Alben zuständig, aber u.a. auch für Peter Hammill, Van Der Graaf Generator und Le Orme tätig) und geht natürlich über in die Musik, die neben den Sounds der mittleren Genesisphase, auch die Stimmung aus jener Zeit bestens transportiert. Dies heißt nun aber beileibe nicht, dass man wie z.B. bei den noch später vorgestellten Mangala Vallis, ständig von ziemlich originalgetreuen Zitaten überrumpelt wird. Vielmehr ist es dem Multiinstrumentalisten aus Los Angeles in eigener Weise gelungen mit dem Geist der Vorbilder zu atmen, sich deren Atmosphäre zu eigen zu machen. Dennoch bewahrt er ein recht hohes Maß an Eigenständigkeit, da bei ihm auch ganz andere Einflüsse zum Tragen kommen, die so z.B. nach verhaltenem Beginn, für einige fantastische Jazz-Rock artige Instrumentalausflüge sorgen. Erstaunlicherweise ist dieses Album, obwohl Shaun Guerin über eine mehr als passable Stimme verfügt, die in der Tonlage irgendwo zwischen Peter Gabriel und Kevin Gilbert liegt, über weite Strecken instrumental gehalten. Dies gibt dem Kalifornier dafür genügend Raum es teils ganz schön krachen zu lassen, sich in moderat komplexen Terrain auszutoben. Vielleicht ist es von Vorteil, dass er sowohl für den Rhythmus, als auch für die Keyboards zuständig ist, denn so bekommen seine epischen Passagen, seine druckvollen Soloteile den rechten Drive im Unterbau verpasst. Hinzu kommt, dass er wirklich ein Könner an allen von ihm eingespielten Instrumenten ist, man also nicht mit lieblosem Solistengedudel abgespeist wird. Als Gegenpart dazu sind die Titel mit Gesang ruhiger, aber zugleich dramatischer, eindringlicher und mit unterschwelligem Pathos versehen. Das Album erhält dadurch eine abwechslungsreiche, ausgewogene Balance zwischen Komplexität und Ruhe. Was komischerweise etwas sauer aufstößt, ist der für eine US Produktion ungewohnt flache Sound, dem zudem in der Gesamtheit etwas die innere Tiefe und Transparenz fehlt, sowie einige leicht käsige Keyboardsounds. Doch fallen diese kleineren Mankos aufgrund der inhaltlichen Qualität nur am Rande ins Gewicht. Letztendlich geht es um die Musik und diese kann zweifelsohne überzeugen, womit "By the dark of light" für Shaun Guerin für hoffentlich mehr als nur einem Achtungserfolg sorgt.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2002