CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
L'Evoluzione - Antibiotic rhythm
(59:47, Castle Records, 2000)
Eine japanische Band mit einem italienischen Namen ist ja schon ein relativer Widerspruch an sich. Doch bei den Einflüssen geht es ebenfalls recht widersprüchlich weiter, denn einerseits berufen sie sich auf europäische Progbands der 70er wie z.B. Banco, deren gleichnamiger Songtitel auch Pate für den Bandnamen stand, gleichzeitig aber auch Bands wie Metallica und Dream Theater. Zusammen hört sich dieser Zusammenschluss dann folgendermaßen an: aggressiver, recht hoher Gesang, prog-metallisches Gebrettere, sowie analoge Keyboards mit den Sounds der Vergangenheit. Als Gäste hat sich die Band zudem die Fertigkeiten von ex-Black Page Keyboarder Itsufumi Ogawa, wie auch Marge Litch Sänger Junko Sera gesichert. Instrumental kann sich das Gebotene in den Ansätzen durchaus hören lassen, doch wie so oft bei Produktion aus Nippon, entbehrt der Gesang nicht einer unfreiwilligen Komik. Das englische ist wieder mal relativ unverständlich, sprich, sehr eigenwillig betont und ausgesprochen, der ziemlich überdreht hohe Gesang kommt schwer aus der schmetternden Kastratenecke. Für ein, zwei Lacher echt köstlich, aber gnadenlos auf die Spieldauer einer gesamten CD gedehnt, ein wahrhaft trefflicher gesanglicher Rohrkrepierer. Im Schatten von Meisterjodler Norio Tanaka wirbelt derweil seine instrumentale Gefolgschaft mit ihrem Arbeitsgerät, was das Zeug hält. Das selbstlose Herumgerühre reicht bis zur überdrehten Karikatur. Schade eigentlich, denn Ansätze und Potenzial sind vorhanden, werden aber recht schnell von der IG "Gebretter und Genagel" kaputtgeklopft. Zu übertrieben, zu schnell, zu abgehackt - egal wie's die Jungs anpacken, fast immer wollen sie zu viel und können ihre eigene Energie kaum noch im Zaum halten. Doch gibt es durchaus einige Momente, in denen man sich kollektiv zurücknimmt, die spielerischen Extravaganzen der inneren Struktur unterordnet und hoppla, Abracadabra, riesengroße Überraschung: auf einmal klingt's gleich um mehrere Klassen besser, ja, warum denn nicht gleich so? Auf gesamte Spieldauer ist dies aber leider eindeutig viel zu wenig.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002