CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Benikarin - Benikarn
(38:44, Hören Record, 1991-95)
Benikarin - Moon eve
(58:05, Triton Record, 2002)

Schöne Sache, wenn man im fernen Osten jemanden sitzen hat, der einen ab und zu mit den neuesten Veröffentlichungen aus dem Land der aufgehenden Sonne versorgt. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, welche kulturellen Unterschiede einem da manchmal offenbart werden, denn die Veröffentlichungen von Benikarin gehören sicherlich zu denjenigen Scheiben, die auf wesentliche Ohren, vorsichtig gesagt, sehr befremdlich wirken. Immerhin kann man der Band aus Osaka nicht vorwerfen, dass sie einen nicht gewarnt hätten, denn im Booklet liegen, ebenfalls in englischer Sprache, deutliche Warnungen bzgl. gesundheitlicher(!) Schäden beim Anhören dieser CD bei. Was noch von anderen Kritikern recht harmlos als "Kate Bush mit New Wave Pop Elementen, als eine Art Magical Pop Music" umschrieben wird, klingt nach europäischem Geschmack einfach nur noch schwer verdaulich. Die Musik mit ihrer Mischung aus elektronischem Pop, Wave und schrägen Avantgarde ist nicht einmal das Hauptproblem, doch beim weiblichen "Gesang" stellen sich unweigerliche alle Haare zu Berge, es kräuseln sich einem die Fußnägel. Dissonant, erschrecken hoch, Gesangslinien die für den westlichen Kulturkreis nur noch als leiernd unorientiert daherkommen. Mit reichlich Humor kann man sich das eine Weile anhören, aber irgendwann nerven diesen gewollten Extreme extrem. Sofern man tiefer in der japanischen Kultur verwurzelt ist, kann man vielleicht mehr Schlüsse aus dieser Musik ziehen - mir graust's einfach nur und diese CD hat hingegen aller musikalischen Offenheit wirklich keinerlei Chance länger den Player zu verstopfen! Leider ist das Leben manchmal einfach gnadenlos, denn es gibt auch noch eine zweite CD von dieser Band! Doch, oh Wunder, dieses Album ist immerhin um ein paar Ansätze zugänglicher. Der Gesang lotet nicht mehr ganz so die Extreme aus, die Musik wirkt letztendlich um einiges strukturierter, nachvollziehbarer, aber immer noch meilenweit davon entfernt, den recht hohen Importpreis zu rechtfertigen. Immerhin setzen sich auf diesem Album auch einige neo-progressiven Grundideen durch, wobei aber dennoch Nippon-Pop und wavige Versatzstücke immer noch am deutlichsten in den Vordergrund treten. Letztendlich ist auch hier der Gesang der einleuchtendste Punkt sich dieses Album nicht zu lange anzuhören. Beide Alben werden somit definitiv, recht unbeachtet vom international Markt ihr unbedeutendes Schattendasein fristen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2002