CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Ray Wilson - Live and acoustic
(69:42, InsideOut, 2002)

Leider war Ray Wilson nur recht kurz eine größere Aufmerksamkeit auf der großen Bühne des Rockbusiness beschert. Erst sorgte er Mitte der 90er mit der Band Stiltskin und dem veritablen Hit "Inside" für Post-Grunge Made In Great Britain, dann übernahm er nach Phil Collins Ausstieg den Posten am Mikrofon bei Genesis für deren wohl letztes Studio-Album "Calling all stations". Nach deren Auflösung, verschwand der sympathische Schotte mit seinem Nachfolgeprojekt Cut sehr schnell in der Versenkung der inzwischen viel zu schnell-lebigen und nur auf den kurzfristigen Erfolg schielenden Pop/Rockwelt. Wirklich äußerst schade, denn Ray Wilson verfügt über Ausstrahlung und vor allem über eine sehr gute, variationsreiche Stimme. Was in ihm wirklich steckt, dokumentieren die 18 Songs auf diesem Album, die letztes Jahr auf dem Edinburgh Festival "Live and acoustic" mitgeschnitten wurden. Lediglich unterstützt von seinem Bruder Steve Wilson an Gitarre und Gesang, sowie Amanda Lyon am Gesang und Keyboards, unternimmt Ray Wilson nur mit seiner Stimme und akustischer Gitarre "bewaffnet" einen Querschnitt durch seine verschiedenen Projekte, wie er auch diverse persönliche Favoriten, fast alles Klassiker der Rockgeschichte, unplugged präsentiert. Die Breite reicht von der rein gesanglichen Interpretation der Eagles Schmonzette "Desperado", über Bruce Springsteens "Born to run", Peter Gabriels "Biko", Phil Collins "In the air tonight" bis hin zum Bob Dylan Klassiker "Forever young". Natürlich gibt's auch ein Wiederhören mit "Inside", sowie jeder Menge Genesis Material, teils von Wilson im Original eingesungen ("Shipwrecked", "Not about us"), wie auch Titel aus der Collins- ("Mama") bzw. Gabriel Ära ("Lovers leap", "Carpet crawlers"). Zwar hat man schon jede Menge Unplugged Alben gehört, werden aber Titel trotz ihrer musikalischen Minimalistik so eindringlich und überzeugend vorgestellt, dann macht so ein Album nicht nur Sinn, sondern auch wirklich Freude. Hoffentlich hört man zukünftig wieder etwas von Ray Wilson, denn diese Stimme hat es in sich.

Kristian Selm



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